Auf den Baustellen steht ein heisser Herbst bevor

Die Bauarbeiter in der Schweiz sind wütend: Der Baumeisterverband bricht den Landesmantelvertag (LMV), verweigert Verhandlungen und greift die Rente mit 60 an. Wenn die Baumeister weiterhin Lösungen verweigern, steht ein harter Arbeitskampf bevor. Die Bauarbeiter sind zum Kämpfen bereit, dies ergaben Umfragen der Gewerkschaften Syna und Unia.

Im geltenden Landesmantelvertrag hat sich der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) verpflichtet, bis Ende September Lohnverhandlungen zu führen. Jetzt verweigert der SBV erneut Verhandlungen, begeht damit offensichtlichen Vertragsbruch am LMV.

Kurt Regotz, Verhandlungsleiter Bau der Gewerkschaft Syna meint dazu: «Das Vorgehen des SBV ist für Syna und Unia vertragswidrig. Wenn er die Verhandlungspflicht ungerechtfertigt missachtet, ist aus unserer Sicht die Friedenspflicht hinfällig – auch wenn der LMV noch bis Ende 2015 in Kraft ist.» Regotz sagt auch klar was die Konsequenzen sind: «Die Bauarbeiter werden ihre Rechte einfordern. Arbeitsstörende Massnahmen hat dann allein die SBV-Spitze durch ihr leichtsinniges und stures Verhalten zu verantworten.»

Angriff auf die Rente mit 60 der Bauarbeiter

Gleichzeitig greift der Baumeisterverband die Rente mit 60 frontal an und verweigert seit zwei Jahre Lösungen für die dringenden Probleme. Die Stiftung FAR, welche die Frühpensionierung der Bauarbeiter finanziert, wird vorübergehend etwas mehr Beiträge benötigen, da in den nächsten Jahren mehr Bauarbeiter in die Rente kommen. Die Zahl der Rentner auf dem Bau wird aber ab 2024 rasch wieder abnehmen und die heutige Finanzierung wird gemäss den Berechnungen des Versicherungsexperten wieder reichen. Die Baumeister haben bisher tatenlos zugeschaut, um dann das Rentenalter zu erhöhen oder die Renten massiv abzubauen. Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia, legt dar was dies für die Bauarbeiter bedeutet: «Der SBV hat verschiedene Szenarien berechnen lassen: Rentenalter 61 oder 62 oder eine Kürzung der Rente um 18 Prozent. Für einen gelernten Maurer wäre das ein Rentenklau von 800 Franken pro Monat – neu betrüge die Rente rund 3650 Franken. Davon könnte niemand mehr leben, die Bauarbeiter wären gezwungen weiterzuarbeiten. Darum sind die Vorschläge der Baumeister für die Bauarbeiter unmöglich.» «Die Rente mit 60 ist für die Bauarbeiter heilig. Dafür haben sie gekämpft und gestreikt. Wer die Rente mit 60 angreift, der greift die Würde der Bauarbeiter an.» so Nico Lutz weiter.

Stimmung auf dem Bau ist heiss

Die Gewerkschaften Unia und Syna haben in den letzten Wochen die Bauarbeiter gefragt und eine eindeutige Antwort bekommen: Wenn der Baumeisterverband keine Hand für Lösungen bietet, dann werden die Bauarbeiter für einen Vertrag mit mehr Schutz und die Rente mit 60 ohne Leistungsabbau kämpfen.

Dazu Kurt Regotz: «Eine gesamtschweizerische, breit abgestützte Umfrage und Unterschriftensammlungen bei den Bauarbeitern hat klar ergeben: Sie wollen keine blosse Verlängerung des bestehenden Vertrages, sie wollen Verhandlungen.» Auch die Gewerkschaft Unia ist seit August auf den Baustellen unterwegs und führt eine Abstimmung durch, inwieweit die Bauarbeiter Kampfmassnahmen unterstützen. Nico Lutz fasst das Ergebnis und die Stimmung auf den Baustellen zusammen: «Die Bauarbeiter werden für die Rente mit 60 und für ihren Vertrag kämpfen und wenn nötig auch streiken.»