Nicht die Bauarbeiter instrumentalisieren, liebe Baumeister, sondern verhandeln!

Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) verweigert nach wie vor die Verhandlungen über den Landesmantelvertrag, der die Arbeitsbedingungen von 80‘000 Bauarbeitern regelt und Ende Jahr ausläuft. Stattdessen sammelt er Unterschriften und versucht die Bauarbeiter für die eigenen Ziele zu instrumentalisieren. Dies ist ein weiterer untauglicher und zudem peinlicher Blockade-Versuch der Direktion des SBV, die den Verband damit weiter in die Sackgasse führt.

Am letzten Donnerstag haben die Baumeister mit ihrer Unterschriftensammlung bei den Bauarbeitern begonnen. Sie fordern: «Kein vertragsloser Zustand». Inhaltlich liegt diese Forderung ganz auf der Linie der Gewerkschaften. Aus diesem Grund haben sie seit Februar 2015 auch dem Baumeisterverband fünf Mal Verhandlungstermine vorgeschlagen. Der SBV hat sie bisher jedoch alle abgelehnt. Er zeigt keine Verhandlungsbereitschaft, um die anstehenden Probleme gemeinsam zu lösen, sondern unternimmt alles, um die Gewerkschaften zu einer reinen Verlängerung des Vertrages zu zwingen.

Unterschriftensammlung grenzt an Nötigung

Die Direktion des Baumeisterverbands fordert von den Chefs, dass sie innerhalb einer Woche möglichst viele Unterschriften bei den Bauarbeitern sammeln. Damit will der Verband dann beweisen, dass die Bauarbeiter mit der reinen Verlängerung des Vertrages einverstanden sind. Der Baumeisterverband will sich zur eigentlichen Interessenvertretung der Bauarbeiter aufspielen. Das ist ganz einfach absurd.

Die Gewerkschaften haben zudem schon von verschiedenen Fällen gehört, in denen den Bauarbeitern mit negativen Konsequenzen gedroht wurde, sollten sie nicht unterschreiben. Diese Unterschriftensammlung ist nichts wert. Die Hauptforderung ist zwar unumstritten, doch die Unterschriften kommen unter Druck zustande.

Zehntausende Bauarbeiter haben zudem in den vergangenen Wochen aus freien Stücken bereits die Forderung der Gewerkschaften Unia und Syna unterschrieben. Diese verlangt, endlich Verhandlungen über einen Landesmantelvertrag mit besserem Schutz aufzunehmen.

Baumeisterverband muss nicht Gewerkschaft spielen

Der Schweizerische Baumeisterverband vertut sich seit ein paar Wochen in der Rolle. Er lässt Plakate auf den Baustellen aufhängen und sammelt Unterschriften bei den Arbeitnehmenden. Eine der zentralen Aufgaben des Arbeitgeberverbandes – das Vertreten der Arbeitgeberinteressen bei Verhandlungen über den Gesamtarbeitsvertrag – verweigert die Direktion des Baumeisterverbandes hingegen. Kein Wunder verstehen inzwischen zahlreiche Baufirmen die Politik ihres eigenen Verbandes nicht mehr. Es ist noch nicht zu spät. Doch der Baumeisterverband muss nun endlich an den Tisch sitzen und ernsthaft über die Erneuerung des Landesmantelvertrages verhandeln. Darin besteht seine Aufgabe.