Die Unia fordert besseren Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

Die Gewerkschaft Unia hat im Herbst 2016 eine Online-Befragung bei büronahen Dienstleistungsberufen durchgeführt. Das Resultat ist besorgniserregend und zeigt klar: Es braucht dringend Massnahmen, um die Gesundheit der Arbeitnehmenden besser zu schützen. Aktuelle parlamentarische Vorstösse, die Schutzbestimmungen des Arbeitsgesetzes in Frage stellen, müssen gestoppt werden.

Die Gewerkschaft Unia hat im Herbst 2016 eine breit angelegte Online-Befragung bei büronahen Dienstleistungsberufen in den Branchen Versicherungen, Krankenkassen, Informatik, Werbung/Marketing, Advokatur/Notariat, Immobilienverwaltung, Verwaltungen sowie Banken durchgeführt. Insgesamt nahmen 586 Personen an der Umfrage teil. 65% der Befragten sind Frauen.

Die Umfrage zeigt: Arbeitsbedingter Stress kommt in büronahen Dienstleistungsberufen sehr häufig vor und hat oft negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten. Viele fühlen sich deshalb unmotiviert, ausgelaugt, nervös und gereizt oder körperlich angeschlagen. Als Hauptgründe für den Stress geben viele Zeit- und Leistungsdruck, überlange Arbeitstage und arbeiten in der Freizeit an.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick

  • In büronahen Dienstleistungsberufen fühlt sich eine klare Mehrheit der Beschäftigten (69,8%) am Arbeitsplatz Stress ausgesetzt und kann sich auch in der Freizeit schlecht abgrenzen.
  • Der arbeitsbedingte Stress hat negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit: Viele Beschäftigte fühlen sich aufgrund des Stresses unmotiviert, ausgelaugt, nervös und gereizt oder körperlich angeschlagen.
  • In der Hälfte der Betriebe sind Gesundheitsmanagement und Stressprävention kein Thema.
  • Arbeitsrechtliche Standards wie Arbeitszeiterfassung, Überstundenkompensation etc. werden nicht konsequent eingehalten.
  • Arbeitsbedingtem Stress kann durch eine gesundheitsförderliche Betriebskultur vorgebeugt werden: In Betrieben, die Stress thematisieren, sind die Beschäftigen weniger anfällig.

Stress kommt alle teuer zu stehen

Stress und die daraus resultierenden Erkrankungen bedeuten nicht nur menschliches Leid, sondern kosten die Arbeitgeber 5.7 Milliarden Fr. an gesundheitsbedingten Produktivitätseinbussen pro Jahr (Job-Stress-Index 2016). Umso unverständlicher ist es, dass gerade in den Dienstleistungsbranchen die konkreten Schutzbestimmungen durch Arbeitszeiterfassung und Regulierung der Arbeits- und Ruhezeiten komplett ausgehebelt werden sollen.

Das Arbeitsgesetz dient dem Schutz der Arbeitnehmenden

Das Arbeitsgesetz verpflichtet die Arbeitgeber alle notwendigen Massnahmen zum Schutz der sowohl physischen wie auch der psychischen Gesundheit der Arbeitnehmenden zu treffen. Dazu gehört, dass sie eine übermässig starke Beanspruchung vermeiden und die Arbeit geeignet organisieren müssen. Gerade in einer Dienstleistungsgesellschaft nehmen die psychosozialen Belastungen und stressbedingte Erkrankungen rasant zu; darauf weisen auch die hohen Werte zum Stressempfinden aus der Unia-Umfrage hin.

Ausbau statt Abbau des Gesundheitsschutzes

Die Unia wird sich mit allen Mitteln gegen die gefährlichen Parlamentarischen Initiativen Graber und Keller-Sutter wehren, die sich gegen wichtige Arbeitszeitregelungen im Arbeitsgesetz richten. Die Unia fordert, dass die parlamentarische Kommission des Nationalrates, welche die Vorstösse nächste Woche berät, diese Angriffe auf das Arbeitsgesetz ablehnt. Denn um den effektiven Belastungen der Arbeitnehmenden Rechnung zu tragen, muss der Gesundheitsschutz nicht ab-, sondern ausgebaut werden.

Die Unia fordert:

  • Effektiver Vollzug des Arbeitsgesetzes und Verstärkung der Kontrollen
  • Verstärkung des Gesundheitsschutzes und der Arbeitszeitpolitik in Gesamtarbeitsverträgen
  • Mitwirkungsrechte in den Betrieben müssen gewährleistet sein
  • Verbesserungen bei neuen Arbeitsformen notwendig
  • Keine Verschlechterungen des Arbeitsgesetzes.

Ausführlichen Forderungen der Unia (PDF)