Die vielen Gesichter der Digitalisierung

Rund 130 Mitglieder von Personalkommissionen aus allen Branchen des Industrie-Sektors haben an einer Fachtagung der Gewerkschaft Unia zur Digitalisierung teilgenommen. Die Unia fordert eine politische Gestaltung der Digitalisierungsprozesse, damit die technologische Entwicklung den Menschen zugutekommt, statt sie zu verdrängen.

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch die Gesellschaft rasant, gerade in der Schweiz mit ihrer Industrie. Für die Arbeitnehmenden und ihre Gewerkschaften ist es deshalb wichtig, die Grundlagen und Treiber der «Vierten industriellen Revolution» zu verstehen und ihre Auswirkungen auf die Wertschöpfungsketten und die Arbeitsbedingungen zu analysieren. Auf dieser Basis gilt es, gewerkschaftliche Positionen gegenüber der Politik und den Sozialpartnern zu formulieren. Die Unia lud mit diesem Ziel die Personalkommissionen des Sektors Industrie zu einer Fachtagung.

Digitalisierung muss den Menschen dienen

«Die Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft ist gestaltbar. Sie muss den Menschen dienen. Es braucht dafür aber den gemeinsamen Willen der politischen Akteur/innen, der Sozialpartner und des Staates», sagte der Verantwortliche der Unia für die MEM-Industrie, Manuel Wyss. Die Unia bekräftigte, dass die Digitalisierung nicht zur Aushöhlung von Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechten führen darf. Sie forderte Bundesrat und Verwaltung erneut dazu auf, eine industriepolitische Agenda zur Digitalisierung vorzulegen. Grundzüge dafür hat die Unia 2016 in ihrem «Manifest für eine industrielle Schweiz» vorgelegt. Zentral ist zudem die Einbettung der Fragen rund um die Digitalisierung in den gesellschaftlichen Kontext durch eine Ergänzung der schweizerischen Gesetzgebung mit digitalen Grundrechten.

Geballte Ladung Fachwissen

Bruno Rüttimann, Ingenieur und ETH-Lehrbeauftragter, betonte, dass die Digitalisierung die Produktionsprozesse verändere. Dennoch würden die arbeitenden Menschen nicht verschwinden, da der Mensch der Maschine in puncto Kreativität immer überlegen sei. Ruedi Noser, FDP-Ständerat und Präsident von ICTswitzerland, forderte Investitionen in die Forschung, um gute Rahmenbedingungen für die technologische Entwicklung zu schaffen. Ursina Jud Huwiler von der Direktion für Wirtschaftspolitik, Arbeitsmarktanalyse und Sozialpolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wies darauf hin, dass in den letzten Jahren die Verbesserung der Qualifikation der Arbeitnehmer/innen als Herausforderung ins Zentrum gerückt sei.

Veränderungen in der Arbeitswelt betreffen alle

Weitere Referenten wiesen auf die vielfältigen Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt hin, welche die Arbeitnehmenden über Branchengrenzen hinweg betreffen. Es sprachen Pascal Bassu, Mitglied der Personalvertretung der Swisscom, Manfred Haller, Mitglied der Leitung Operating der SBB, Wirtschaftsprofessor Sergio Rossi und der Bundeshauskorresponent des Tages-Anzeigers, Andreas Valda. Für die Gewerkschaften referierten neben Manuel Wyss (Unia) SGB-Zentralsekretär Luca Cirigliano und Giorgio Pardini (syndicom).