Arbeitnehmende unter (Zeit-)Druck

Die heute veröffentlichten Ergebnisse der sechsten Europäischen Erhebung über Arbeitsbedingungen (EWCS) aus Schweizer Sicht bestätigen: Einseitige Flexibilisierungen gehen zulasten der Arbeitnehmenden und setzen diese noch mehr unter Druck. Die Unia wird sich mit allen Mitteln gegen die gesundheitsschädigenden Entwicklungen wehren.

 

Heute veröffentlichte das Seco ausgewählte Ergebnisse aus der sechsten Europäischen Erhebung über Arbeitsbedingungen (EWCS) aus Schweizer Sicht. Die EWCS wird seit 1990 alle fünf Jahre durchgeführt. Die vorliegende Auswertung erlaubt einen Vergleich der Schweizer Arbeitsbedingungen zwischen 2005 und 2015 und bestätigt Ergebnisse, zu denen die Unia bereits in eigenen Umfragen kam (zuletzt Unia-Umfrage zu Stress im Büro, 2017).

Die Resultate machen den hohen Druck, der auf den Arbeitnehmenden in der Schweiz lastet, deutlich. Dieser manifestiert sich insbesondere in hoher zeitlicher Belastung bei gleichzeitig abnehmender Mitbestimmung. Die Befunde der Unia werden bestätigt: Zeitdruck, überlange Arbeitstage und arbeiten in der Freizeit sind häufigste Stressauslöser.

Folgende Resultate stechen ins Auge:

  • Der zeitliche Druck ist hoch. Über 60% der Befragten geben an, dass sie mit hohem Arbeitstempo oder unter Termindruck arbeiten. Hierzu ist hinzuzufügen, dass die Arbeitszeiten für Vollzeiterwerbstätige in der Schweiz bereits heute die längsten in Europa sind (42h CH vs. 39h EU). In der Schweiz kommen auch häufiger kurzfristige Änderungen der Arbeitszeiten vor (18.2% CH vs. 12.5% EU).
  • Mitwirkung und Selbstbestimmung der Arbeitnehmenden haben in den letzten zehn Jahren deutlich abgenommen. Die Selbstbestimmung beim Arbeitstempo etwa, ist von 73% auf 68% gesunken. Die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen von 62% auf 49%.
  • Mehr als ein Drittel der Befragten gibt an, sich am Ende des Tages meistens oder immer erschöpft zu fühlen. Die Gesundheit von Personen, die sich über Nacht nicht erholen können, ist stark gefährdet.
  • Die physischen Belastungen in der Schweiz sind in den letzten 10 Jahren gestiegen und nähern sich dem europäischen Durchschnitt an. Die häufigste physische Arbeitsbelastung in der Schweiz ist das Ausführen stets gleicher Hand- oder Armbewegungen wie sie oft in Industriebetrieben (z.B. in der Uhrenindustrie) oder im Dienstleistungssektor (z.B. Kassenarbeit) vorkommen.

Einseitige Flexibilisierungen gehen zulasten der Arbeitnehmenden

Die Unia ist über die hohe Erschöpfungsrate alarmiert. Überlanges Arbeiten und fehlende Planbarkeit schaden der Gesundheit. Der Schweizer Arbeitsmarkt ist bereits heute bezüglich Arbeitszeiten stark flexibilisiert. Auch die SECO-Auswertung weist darauf hin, dass die Möglichkeit der freien Arbeitszeitgestaltung seitens der Arbeitnehmenden nicht mit den Flexibilitätsanforderungen der Betriebe verwechselt werden darf. Heute greift eine einseitige Flexibilisierung zu Lasten der Arbeitnehmenden um sich, die durch den zusätzlichen Druck, ständig erreichbar zu sein, weiter verstärkt wird.

Angriffe aufs Arbeitsgesetz abwehren

Umso unverständlicher ist es, dass gerade der wesentliche Schutz für die Gesundheit der Arbeitnehmenden – die Erfassung der Arbeitszeit sowie Schutzbestimmungen wie Höchstarbeitszeiten und die Einhaltung der Ruhezeiten – zur Zeit durch parlamentarische Vorstösse gefährdet sind. Die Unia wird sich mit allen Mitteln gegen diese gesundheitsschädigenden Vorstösse wehren.