Tausende demonstrieren für mehr Lohn, Respekt, Solidarität

Allein in Genf versammelten sich 3'500 Menschen aus der ganzen Westschweiz, um für ihre Forderungen einzustehen.

Eine echte Anerkennung für ihr Engagement während der Pandemie – das verlangten die Demonstrant*innen auch in Zürich.

Auch in Olten versammelten sich Arbeitnehmende aus den essentiellen Branchen und dem Bau.

Die Tessiner Arbeitnehmenden trafen sich in Bellinzona und forderten den Lohn für ihren Einsatz während der Pandemie.

Pflegende aus der ganzen Schweiz sind nach Bern gereist, um für ein Ja zur Pflegeinitiative zu werben.

Über 12'500 Menschen haben am Samstag, 30. Oktober, an Kundgebungen in Olten, Zürich, Bern, Genf und Bellinzona teilgenommen. Unter dem Motto «Jetzt sind wir dran! Löhne. Respekt. Solidarität» forderten sie eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und echte Anerkennung für ihr Engagement während der Pandemie.

Die Covid-19-Krise gezeigt, wie stark die Gesellschaft von Hunderttausenden Angestellten in schlecht bezahlten Dienstleistungsberufen abhängt. Stress und chronischer Personalmangel, keine Gesamtarbeitsverträge (GAV), tiefe Löhne und Überlastung – das ist die Realität der mehrheitlich weiblichen Beschäftigten in Pflege, Verkauf und Logistikberufen. Und auch in der Baubranche hat der Stress in den letzten Monaten ein nie dagewesenes Ausmass angenommen.

Keine Wunder versammelten sich heute Tausende Angestellte aus den essentiellen Dienstleistungsbranchen, dem Bau, dem Gewerbe und der Industrie an Demonstrationen in Olten, Zürich, Bern, Genf und Bellinzona. Lautstark forderten sie: «Jetzt braucht es faire Arbeitsbedingungen, gute Gesamtarbeitsverträge und Lohnerhöhungen für alle.»

Es braucht einen Politikwechsel

Unia-Präsidentin Vania Alleva betonte anlässlich ihrer Rede in Zürich: «Im Schatten der Covid-19-Pandemie droht die Abzocker-Mentalität die sozialen Gräben weiter zu vertiefen. Jetzt braucht es einen grundsätzlichen Politikwechsel für mehr soziale Gerechtigkeit!»

Während die einen leiden und bis zum Monatsende kaum über die Runden kommen würden, hätten die Unternehmen im Online-Handel, in der Pharmaindustrie und in der Logistik von der Krise profitiert. Und auch die Baubranche boome. Insgesamt schütteten Schweizer Unternehmen im letzten Jahr 42 Milliarden Franken an ihre Aktionär:innen aus. «Das Geld für Lohnerhöhungen und faire Arbeitsbedingungen ist also da», schloss Alleva.

Bauwirtschaft boomt – Bauarbeiter gucken in die Röhre

In Olten sprach Chris Kelley, Co-Leiter Bau der Unia: «Die Bauarbeiter leisten eine riesige Arbeit unter grossem Druck, der durch die Pandemie noch verstärkt wurde.» Und doch würden die Baumeister zum zweiten Mal in Folge in den Lohnverhandlungen auf stur schalten. Dazu meinte Kelley wütend: «Applaus reicht nicht. Jetzt braucht es echte Lohnerhöhungen!»

Und Bruna Campanello rief den Teilnehmer:innen in Bellinzona zu: «Die Mitarbeitenden in den Ausbaubranchen konnten in den letzten Monaten nicht einfach ins Homeoffice sondern mussten unter widrigen Umständen weiter ihre volle Leistung bringen. Sie haben eine Entschädigung verdient!»

Schreiner:innen fordern neuen Gesamtarbeitsvertrag

Wütend zeigten sich auch die Schreiner:innen in Olten, Zürich und Bellinzona. Zur Erinnerung: Die Schreinermeister hatten Ende letzten Jahres das Verhandlungspaket für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag ohne Not abgelehnt. Für die Schreiner:innen heisst das seit Anfang Jahr: Weniger Schutz. Der Branche drohen seither Lohndumping, eine generelle Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und unter Druck der ausländischen Konkurrenz ein deutlich stärkerer Preiskampf. Vor diesem Hintergrund rief Michael, Schreiner aus Zürich, seinen Kolleg:innen zu: «So kann es nicht weitergehen. Wir brauchen einen neuen, fairen Gesamtarbeitsvertrag.»

«Diese Brücke haben wir gebaut!»

An der Demonstration in Genf haben Tausende Bauarbeiter aus der ganzen Westschweiz einen Halt auf dem Pont du Mont-Blanc eingelegt. Mit der symolischen Aktion haben die Bauarbeiter gezeigt, dass ohne sie nichts läuft. Dafür verdienen sie mehr als nur Applaus! Die Demonstration ging danach weiter Richtung Plainpalais, wo Angestellte aus den essentiellen Branchen und dem Bau das Wort ergriffen.

Pflegende demonstrieren in Bern für ein Ja zur Pflegeinitiative

In den letzten 20 Monaten gingen die Pflegenden weit über ihre Grenzen hinaus. Viele verlassen den Beruf, denn der Druck ist schlicht zu hoch. Jetzt fordern sie ein klares JA zur Pflegeinitiative. Diese schafft die Voraussetzungen für gute Arbeitsbedingungen, eine faire Pflegefinanzierung sowie die Förderung der Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen. «Nur mit guten Arbeitsbedingungen und genügend Personal bleiben die neu ausgebildeten Pflegenden auch im Beruf.», so Sandra Schmied, Pflegefachfrau aus Bern.

Jetzt sind wir dran!

An der Reihe sind jetzt die Arbeitnehmenden, deren Einsatz durch eine deutliche Verbesserung der Löhne und Arbeitsbedingungen anerkannt werden muss. Wir fordern:

  • Mehr Lohn – mindestens 4000 Franken × 13 – und Lohnerhöhungen für alle.
  • Mehr Respekt für die Frauen, die im Verkauf und in der Pflege tätig sind, mit der Einführung von allgemeinverbindlichen GAV.
  • Sichere Arbeitsplätze, saubere und gut organisierte Baustellen.
  • Weniger Stress dank verlässlicher Dienstplanung, keine Arbeit auf Abruf, Arbeitszeitreduktion statt Personalabbau; keine Deregulierung der Öffnungszeiten im Verkauf oder für andere Dienstleistungen.
  • Keine Erhöhung des Rentenalters für Frauen!
  • Ja zur Pflegeinitiaive!