Arbeitszeit flexibilisieren: Die Nebelpetarde der Baumeister

Die Auseinandersetzung um den Landesmantelvertrag (LMV) für den Bau, wird immer mehr zu einer Auseinandersetzung um die Arbeitszeit. Die Baumeister behaupten, dass sie «flexibilisieren» wollen, um auf die Bedürfnisse der Bauarbeiter einzugehen. Tönt gut, oder? Wer sich durch diese Nebelpetarde der Baumeister benebeln lässt, blickt nicht ganz durch.

Im Baublatt steht, dass ein Bauarbeiter seine Arbeitszeit auf vier oder auf sechs Tage verteilen könnte. Das ist bereits heute möglich. Doch das Grundproblem bleibt, die Arbeitstage sind zu lang.

Mit einer Vier-Tage-Woche ohne Verkürzung der Arbeitszeit hätten die Bauarbeiter noch längere Tage mit harter körperlicher Arbeit. Zwölf-Stunden-Tage wären normal. Bei einer Sechs-Tage-Woche würde dann halt auch noch samstags regelmässig gearbeitet. Ob das dem Bedürfnis der Bauarbeiter entspricht, ist fraglich.

Wer bestimmt über Arbeitseinsätze?

Die Baumeister betonen immer wieder, dass sie mit einer Flexibilisierung den Bedürfnissen der Bauarbeiter gerecht werden wollen. Doch das ist nicht realistisch. Die Arbeitsorganisation auf der Baustelle wird vom Termin- und Kostendruck getrieben. Hinzu kommt, dass equipenweise gebaut wird: Wird betoniert, müssen alle da sein.

Da bleibt nicht viel Raum für individuelle Wünsche. Wenn die Arbeit mit längeren Tagen noch mehr verdichtet werden könnte, wäre die Realität, dass noch engere Terminpläne diktiert werden. Innerhalb noch kürzerer Zeit würde noch mehr gebaut. Es wäre der Baumeister, der nach Gusto kurzfristig anordnen könnte, wann eine Equipe zu Hause bleibt oder wann sie 12-Stunden-Tage leistet und am Wochenende ran muss.

Fachkräftemangel mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf bekämpfen

Wenn ein Baumeister die Arbeitseinsätze ohne schützende Beschränkungen für die Bauarbeiter nach eigenem Gutdünken bestimmen kann, dann verunmöglicht das die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben. Der Fachkräftemangel lässt sich nur mit geregelteren Arbeitszeiten bekämpfen.