1. Mai: «Mehr Lohn. Mehr Rente. Gleichstellung jetzt!»

1. Mai in den Strassen von Biel/Bienne (Foto: Silja Kohler)

In Neuenburg sind die Frauen des Gastgewerbes in der «Strevolution» (Foto: Virginie Pilault)

Im Tessin wehren sich die Detailhandelsangestellten gegen die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten (Foto: Area)

Auch dieses Jahr waren am Tag der Arbeit Zehntausende auf der Strasse. Ungenügende Löhne, unanständig tiefe Renten, Gleichstellung: Diese Themen standen an den Demos und Kundgebungen 2023 im Zentrum. Die Unia-Redner:innen im ganzen Land riefen zum Frauenstreik vom 14. Juni auf. Und in Lausanne protestieren die Arbeitnehmenden des Ausbaugewerbes Romandie im Rahmen der GAV-Verhandlungen und fordern gemeinsam bessere Löhne.

In den letzten Jahren ging es bei den Löhnen, den Renten und bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit rückwärts statt vorwärts.

Für eine gerechtere Gesellschaft

Der Bevölkerung bleibt immer weniger zum Leben. Preise, Krankenkassen-Prämien und Mieten steigen, während die Löhne hinterherhinken und die Renten weiter gesenkt werden sollen. Die Lohndiskriminierung ist nach wie vor erheblich. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bleibt ein Hürdenlauf. Im Alter werden Frauen weiter diskriminiert: Tiefe Renten, die kaum zu Leben reichen, gehören für viele Frauen zum Alltag.

  • Vania Alleva (Unia-Präsidentin): «Der 1. Mai ist der Kampftag für die Rechte der Arbeitnehmenden und für soziale Gerechtigkeit. Diese Kämpfe sind bitter nötig, denn die Arbeitnehmenden-Rechte stehen unter Druck. Und soziale Gerechtigkeit wird uns nicht geschenkt. Im Gegenteil: Geschenke gibt es nur für die Superreichen und die Konzerne. Für jene Menschen hingegen, die das Land am Laufen halten und ein Leben lang hart gearbeitet haben, wollen die Bürgerlichen und die Arbeitgeber kein Geld haben.»
  • Véronique Polito (Unia-Vizepräsidentin, Leiterin Sektor Tertiär): «Wir haben für die Frauen in den "systemrelevanten Berufen" geklatscht und gesagt: "Man muss diese Arbeit endlich anerkennen und aufwerten". Das Unsichtbare war endlich sichtbar geworden. Doch statt einer Lohnerhöhung kam kurz darauf die Rentenaltererhöhung für die Frauen. Eine Ohrfeige! Und eine weitere folgte sodann: Nach der AHV21 musste unbedingt BVG 21, die Reform der zweiten Säule, durchgesetzt werden. Das Prinzip: "Mehr zahlen, weniger verdienen!" Auch deshalb braucht es den Frauenstreik: Wir sehen uns am 14. Juni!»
  • Nico Lutz (Geschäfsleitung Unia, Leiter Sektor Bau): «Für ganz viele Arbeitnehmende in der Schweiz – vor allem für solche mit kleinen Löhnen – wird es knallhart dieses Jahr – und dies, nachdem es bereits 2022 eine Reallohnverlust von rund 2 Prozent gab. Darum braucht es substanzielle Lohnerhöhungen!» Und: «In der zweiten Säule zahlen wir alle immer mehr ein und bekommen immer weniger. Und das Leben im Alter wird nicht billiger. Kein Rentner kommt an der Kasse im Coop mit der Begründung durch, er zahle halt jetzt weniger fürs Produkt, weil seine Pensionskasse die Rente gekürzt habe.  Deshalb braucht es bessere Renten, keinen Abbau!»
  • Bruna Campanello (Geschäftsleitung Unia, Leiterin Sektor Gewerbe): «Nach elf Jahren Lohnblockade ist es höchste Zeit, die Berufe des Westschweizer Ausbaugewerbes aufzuwerten. Das ist eine Frage der Notwendigkeit, aber auch des Respekts gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, deren Wut verständlich ist.»