Lohndumping und Missachtung von Frauenrechten bei Hilcona

Aktion bei Hilcona am 2. November 2018 (Foto: L'Evénement syndical / Neil Labrador)

Das Arbeitsgericht Broye-Nord vaudois hat einer Temporärangestellten von Adecco stattgegeben, die für die Firma Hilcona in Orbe (VD) tätig war. Hilcona ist eine Filiale von Bell und gehört zur Coop-Gruppe. Die Angestellte war zu einem Stundenlohn von 15.69 Franken beschäftigt. Sie wurde unter Missachtung des Arbeitsrechts während der Schwangerschaft entlassen. Das Gericht hält fest, dass die Kündigung nichtig ist und es sich um einen Fall von Lohndumping handelt.

Adecco muss eine Lohnnachzahlung von 3.51 Franken pro Stunde leisten und so die Lohndifferenz zum branchenüblichen Lohn von 2017 ausgleichen. Die Differenz entspricht einem Betrag von rund 800 Franken brutto pro Monat. Die Angestellte ist also Opfer von Lohndumping geworden!

Entlassung während der Schwangerschaft

Ausserdem hat das Gericht festgestellt, dass die Probezeit zum Zeitpunkt der Entlassung abgelaufen war: Die Richter haben die Summe aller geleisteten Einsätze bei Hilcona berücksichtigt, auch wenn es Unterbrüche zwischen den Einsätzen gab. Zum Zeitpunkt der Entlassung war die Angestellte daher aufgrund ihrer Schwangerschaft gesetzlich gegen die Kündigung geschützt.

Hilcona verweigert Verhandlungen

Der Fall dieser Temporärangestellten ist kein Einzelfall. Letzten November schlug die Unia wegen der Arbeitsbedingungen und des Lohnniveaus aller Angestellten von Hilcona (Fest- und Temporärangestellte) Alarm. Seither hat sich die Situation zwar geändert, ist aber noch immer nicht zufriedenstellend. Hilcona weigert sich, in Verhandlungen einzutreten.

Coop muss seine Verantwortung wahrnehmen

Hilcona ist eine Filiale von Bell und gehört zur Coop-Gruppe. Die Unia hat Bell und Coop mehrfach aufgefordert, im Rahmen der Sozialpartnerschaft nach einer Lösung des Konflikts zu suchen. Bisher leider ohne Erfolg. Die Gewerkschaft ruft die Geschäftsleitungen von Bell und Coop auf, endlich ihre Verantwortung wahrzunehmen.

Die Frauenrechte müssen respektiert werden

Der Fall zeigt auch, dass die Rechte der Frauen in gewissen Unternehmen in der Schweiz mit Füssen getreten werden. Unterbezahlt und als erste entlassen: Die Frauen haben jetzt genug! Die Unia ruft alle Frauen und solidarischen Männer auf, ihre Empörung zu zeigen und am Frauen*streik und -aktionstag vom kommenden 14. Juni teilzunehmen.