Unia prangert üble Arbeitsbedingungen bei Nespresso an

Die Unia und die Beschäftigten von Nespresso prangern die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen an. (Foto: Neil Labrador/L’Evénement syndical)

Die Arbeitsbedingungen in den drei Westschweizer Produktionsstätten von Nespresso haben sich in den letzten Monaten stark verschlechtert. Stress und Erschöpfung beim Personal haben einen Höchststand erreicht. Die Unia hat die Misstände heute Morgen in Lausanne vor der Nespresso-Boutique an der Place St. François angeprangert.

Seit der Einführung eines Vier-Schicht-Betriebs arbeiten die Beschäftigten der drei Nespresso-Standorte von Orbe, Avenches und Romont unter schwierigen Bedingungen.

Einer Umfrage der Unia, an der sich rund 50% der Produktionsmitarbeitenden beteiligt haben, spricht eine klare Sprache: Fast drei Viertel der Beschäftigten empfinden die Arbeitsbedingungen als «sehr stressig».

Bis 58 Stunden pro Woche

Die Ursachen für den extremen Stress sind laut den Beschäftigten die chronische Unterbelegung, eine hohe Fluktuationsrate und die Einführung eines Vier-Schicht-Betriebs von viermal acht Stunden.

90% sind der Ansicht, dass sich die Arbeitsbedingungen im Jahr 2019 deutlich verschlechtert haben. Um eine durchgehende Produktion während 7 Tagen pro Woche rund um die Uhr gewährleisten zu können, arbeiten die Angestellten einmal im Monat bis zu 58 Stunden in der Woche und an zwei Wochenenden im Monat 12 Stunden am Stück, ohne jemals mehr als zwei Tage hintereinander frei zu haben.

Alarmierende Umfrageergebnisse

Eine solche Arbeitsorganisation führt zu Erschöpfung und Stress. Eine Vereinbarung von Berufs- und Privatleben ist kaum möglich. Praktisch alle Angestellten fühlen sich aufgrund ihrer Arbeitszeiten «sehr müde».

60% der Beschäftigten wollen bald eine neue Stelle suchen. 70% geben an, die Schichtgruppen seien verkleinert worden, was zu mehr Druck geführt habe. Die Unia hat schon im Mai 2018 auf diese Situation hingewiesen.

Forderungen der Unia

Die Gewerkschaft verlangt eine Anpassung der Arbeitszeiten, eine externe Untersuchung der Arbeitsbedingungen, die Achtung der Koalitionsfreiheit sowie die Anerkennung der Gewerkschaftsdelegierten. Nachdem sich die Direktion monatelang taub gestellt hat, muss sie nun unverzüglich Massnahmen ergreifen!