Zu viele Eigentore in heikler Situation!

Die meisten Bauarbeiter haben trotz Covid-Krise unter schwierigen Bedingungen weitergearbeitet.

In der aktuellen «Kolumne zum Donnerstag» vom «baublatt» würdigt Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Unia, die Riesenarbeit, die die Bauarbeiter gerade auch unter erschwerten Bedingungen während der Corona-Pandemie leisten. Und er kritisiert die Forderung der Baumeister nach Lohnsenkungen scharf.

Die Bauarbeiter hatten in den vergangenen Monaten keinen einfachen Job. Die meisten von ihnen haben trotz Covid-Krise unter schwierigen Bedingungen weitergearbeitet. Wo es nicht mehr ging, haben sie die Arbeit vorübergehend eingestellt. Seit Juli läuft der Betrieb auf fast allen Baustellen wieder unter Hochdruck. Mehr noch: Die Bauarbeiter leisten zigtausende Überstunden, um die Rückstände aufzuholen.

Bauwirtschaft essentiell für die Konjunktur in der Schweiz

Die Bauwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag, dass die Konjunktur in der Schweiz nicht einbricht. Die Exportwirtschaft hat eine unsichere Perspektive. Die Hotellerie, die Gastronomie und der gesamte Kulturbereich leiden nach wie vor stark. Wenn auch die Bauwirtschaft und in der Folge das Ausbaugewerbe tauchen, dann laufen wir definitiv in eine Rezession. Die langfristigen Kosten wären enorm.

Öffentliche Hand muss Verantwortung wahrnehmen

Noch sind die Auftragsbücher der Baufirmen voll. Grosse Infrastrukturvorhaben – Bahn, Strasse, öffentliche Bauten – sind geplant. Wenn aber die Gemeinden, die Kantone, der Bund oder die SBB die ausserordentlichen Ausgaben wegen der Covid-Krise zum Anlass nehmen, geplante Bauvorhaben aufzuschieben, dann könnten sie die Schweizer Volkswirtschaft voll gegen die Wand fahren. Es ist zu hoffen, dass die öffentliche Hand sich dieser Verantwortung bewusst ist. Sie muss eine Strategie findeen, um trotz Schuldenbremse die notwendigen und geplanten Investitionen zu tätigen.

Lohnerhöhungen stützen die Konjunktur

Ein grosses Risiko geht aber vom Baumeisterverband selbst aus. In der ersten Runde der aktuellen Lohnverhandlungen forderten die Arbeitgeber eine Nullrunde. Die Gewerkschaften forderten eine Lohnerhöhung für alle: Die Bauarbeiter haben einen Riesenjob gemacht und der Bauwirtschaft geht es vergleichsweise gut. Die Konjunktur wird durch Lohnerhöhungen in Branchen, die es sich leisten können, gestützt. In der zweiten Verhandlungsrunde haben die Gewerkschaften ihre Forderung auf 60 Franken gesenkt – dies, um eine Lösung zu ermöglichen.

Unverantwortlich: Baumeister wollen Lohnsenkungen

Und was war die Antwort des Baumeisterverbands? Die Löhne der Bauarbeiter müssten flächendeckend gesenkt werden! Eine solche Verhandlungsposition ist schwerlich ernst zu nehmen. Die dreiste Forderung ist aus drei Gründen unverantwortlich:

  • Erstens ist es ein Affront gegenüber den hart arbeitenden Bauarbeitern. Während der Covid-Krise werden sie von den Verantwortlichen des Baumeisterverbands beklatscht und gelobt, weil sie unter schwierigen Rahmenbedingungen weiterarbeiten – um dann zum Dank mit einer Lohnsenkung abgestraft zu werden.
  • Zweitens führen Lohnsenkungen direkt in eine Rezession.
  • Und drittens untergräbt der Baumeisterverband mit seiner Haltung sämtliche Bestrebungen, mehr junge Menschen für die spannenden Bauberufe zu motivieren.

In der Summe gleich drei krasse Eigentore des Baumeisterverbands!