Lohnschere-Studie 2023

Die Lohnungleichheit in 37 Schweizer Konzernen wird immer extremer. Bei den zehn Unternehmen mit der grössten Lohnschere, hat sich diese im vergangenen Jahr weiter geöffnet. Die höchste Lohnschere findet sich mit 1:307 weiterhin bei Roche.
Lohnschere in den untersuchten Unternehmen bei 139:1
Das Verhältnis zwischen dem höchsten und dem tiefsten bezahlten Lohn innerhalb jedes Unternehmens lag 2022 im Durchschnitt bei 139:1. Die höchste Lohnschere findet sich mit 307:1 weiterhin bei Roche. Bei den Unternehmen mit den grössten Lohnunterschieden nach Roche im vergangenen Jahr UBS, ABB, Nestlé, Logitech, Novartis, Alcon, Zurich Insurance, Partners Group, Richemont – öffnet sich die Lohnschere seit 2018 stetig.
Teuerungsausgleich nur für die Teppichetage
Bei den Spitzenverdienern erhöhten sich die festen Lohnbestandteile (ohne Boni) im vergangenen Jahr etwa im Ausmass der Teuerung. Die Tiefstlöhne sind im vergangenen Jahr hingegen real gesunken. Offenbar gibt es den Teuerungsausgleich nur auf den Teppichetagen.
Immer mehr Gewinne und Ausschüttungen an Aktionäre
Die Unternehmensgewinne und die Kapitalausschüttungen an die Aktionäre erreichen beinahe die Werte des Rekordjahres 2021. Die Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe summierten sich im vergangenen Jahr auf 76 Milliarden Franken. Das entspricht ungefähr den ordentlichen Einnahmen des Bundes.
Reallohnverluste für Arbeitnehmende mit Tieflöhnen
Die Tieflöhne in den untersuchten Konzernen sind teuerungsbereinigt gesunken. Bei einer Jahresteuerung von 2,8% entspricht der Reallohnverlust damit in etwa dem in der Gesamtwirtschaft beobachteten Rückgang von 1,9%.
Selbstbedienungsmentalität der Konzernspitzen
Die Selbstbedienungsmentalität der Konzernspitzen geht auf Kosten der Arbeitnehmenden. Ein kleiner Teil der Milliardengewinne würde reichen, um wenigstens anständige Löhne über der Tieflohnschwelle zu zahlen. Es gibt keine akzeptable Begründung dafür, warum dies nicht passiert.
Es braucht generelle Reallohnerhöhungen
Um die laufende Umverteilung von unten nach oben endlich zu stoppen, braucht es in diesem Herbst generelle Reallohnerhöhungen für alle. Und überhaupt Mindestlöhne von 4500 Franken! Wo es keine Gesamtarbeitsverträge mit verbindlichen Mindestlöhnen gibt, müssen diese dringend eingeführt werden.
Jährliche Studie der Unia
Die jährliche Lohnschere-Studie untersucht die Lohnungleichheit in 37 mehrheitlich börsenkotierten Schweizer Konzernen. Sie misst die «Lohnschere», also das Verhältnis zwischen dem höchsten und dem tiefsten bezahlten Lohn innerhalb eines Unternehmens. Zudem vergleicht sie die Kapitalausschüttungen an das Aktionariat mit der Reallohnentwicklung und stellt die Ergebnisse in den Kontext gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen.