Tessin: Hungerlohn als Mindestlohn

Statt das Lohndumping einzuschränken, fördert der enorm tiefe Mindeslohn den Druck auf die Löhne.

Der Regierungsrat des Kantons Tessin hat heute einen Gesetzesvorschlag für die Einführung eines Mindestlohns veröffentlicht. Dieser ist so tief angesetzt, dass er das Lohndumping fördert statt bremst.

Das Tessiner Stimmvolk hatte Mitte 2015 eine Volksinitiative für einen kantonalen Mindestlohn angenommen. Heute hat der Regierungsrat einen entsprechenden Gesetzesvorschlag veröffentlicht. Darin schlägt er je nach Branche einen Mindestlohn zwischen 18.25 und 18.75 Franken pro Stunde. Das ist auch für das Tessin sehr tief: Statt das in der Südschweiz sehr verbreitete Lohndumping einzuschränken, fördert er vielmehr den Druck auf die Löhne

Unia Tessin prüft Referendum

Die Unia Tessin lehnt den Vorschlag klar ab. Sie hatte berechnet, dass ein Mindestlohn mindestens 21 Franken pro Stunde betragen müsste. Davon hätten über 20‘000 Arbeitnehmende profitiert. Jetzt liegt der Ball beim Tessiner Parlament. Je nach Ausgang wird die Unia ein Referendum prüfen.

Schlechter als in Neuenburg

Als erster Kanton der Schweiz hat Neuenburg diesen Sommer einen Mindestlohn eingeführt. Er entspricht dem Leistungsniveau der Ergänzungsleistungen für die AHV/IV und beträgt rund 20 Franken.