Manifest der Beschäftigten des Gastgewerbes

Wir wollen in Würde leben!

Für bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Gastgewerbe und in der Hotellerie!

Wir, die Arbeitnehmenden des Gastgewerbes und der Hotellerie in der Schweiz, haben leider nur allzu schmerzlich und allzu häufig erfahren, wie unsicher unsere Anstellungen sind und was für prekäre Arbeitsbedingungen in unseren Berufen herrschen.  Heute erheben wir unsere Stimme, um möglichst vielen Leuten unsere Realität näherzubringen. Wir bitten Sie, dieses Manifest zu unterstützen und gemeinsam mit uns bessere Arbeitsbedingungen zu fordern.

Die Pandemie, die noch andauert, war für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unserem Land sehr belastend. Was uns betrifft, haben wir unter dieser wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Krise stark gelitten, ohne dass man aber darüber sprechen würde. Wir erinnern daran, dass die Angestellten im Gastgewerbe und in der Hotellerie während vieler Monate praktisch überhaupt nicht arbeiten durften. Wir waren damit eine der wenigen Berufsgruppen, deren Tätigkeit ganz eingestellt wurde, was sich auch auf unsere Löhne auswirkte.  

Betriebsschliessungen, Lockdown, Kurzarbeit: das alles bedeutet Lohnkürzungen und häufig auch den Verlust des Arbeitsplatzes. Nun, unsere Arbeitsbedingungen waren schon vor der Covid-19-Pandemie schwierig, letztere hat aber ein Schlaglicht auf eine Branche geworfen, die am Ende ihrer Kräfte ist.

Zerstückelte Arbeitstage, zu niedrige Löhne, in letzter Minute abgeänderte oder abgesagte Dienstpläne – so sieht die Realität im Gastgewerbe und der Hotellerie aus. Auch wer nicht in unserer Branche arbeitet, trinkt vielleicht am Feierabend gerne ein Glas in seinem Lieblingslokal, isst gerne ein feines Mittagessen im Restaurant in seine Nähe oder übernachtet in seinen Ferien im Hotel. Das sind alles Annehmlichkeiten, die wir an unseren Arbeitsplätzen den Gästen bieten; auf der Menükarte der Angestellten in Service und Küche, Reinigung und Zimmerservice stehen jedoch vor allem... Arbeitslosigkeit, Jobverlust oder schlechte Arbeitsbedingungen.

Ausserdem sehen wir eine zunehmende Verschlechterung der Situation. War früher die Tätigkeit im Gastgewerbe von Dynamik geprägt und diente für viele Beschäftigte auch als Erstanstellung oder Sprungbrett für eine spätere Tätigkeit auf dem Schweizer Arbeitsmarkt, leidet der Sektor heute unter Personalmangel und es fehlt insbesondere an qualifiziertem Personal. Grund für die Abwanderung aus der Branche sind genau die schlechten Arbeitsbedingungen. Ironischerweise müssen jene, die in der Branche bleiben, mehr Aufgaben in kürzerer Zeit erledigen, die Arbeitstage sind auslaugend, und die Löhne steigen nie!

Niemand kann sich heute vorstellen, bis zur Pensionierung im Gastgewerbe oder in der Hotellerie zu arbeiten. Wir haben Berufsabschlüsse und/oder Erfahrung, trotzdem bringt man unseren Berufen nur sehr wenig Wertschätzung entgegen, obwohl sie doch entscheidend zum Wohlbefinden der Bevölkerung beitragen.

Ein paar Fakten:

  • Wussten Sie, dass der Mindestlohn im Gastgewerbe 3’477 Franken beträgt? Wie soll man in der Schweiz mit einem so kleinen Lohn bei unseren hohen Lebenshaltungskosten über die Runden kommen und Ende Monat seine Rechnungen bezahlen?
  • Wussten Sie, dass unsere Arbeitszeit je nach Betriebsgrösse zwischen 42 und 45 Stunden pro Woche variiert?
  • Wussten Sie, dass viele von uns nur mit Verträgen für eine kurze Beschäftigungsdauer arbeiten, ohne Garantie auf einen monatlichen Mindestverdienst? Das bedeutet, dass der Lohn von Monat zu Monat schwankt.

Wir, Beschäftigte im Gastgewerbe und in der Hotellerie, laden Sie ein, uns zu helfen und sich gemeinsam mit uns für eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen in dieser wichtigen Branche einzusetzen. Als ersten Schritt können Sie uns unterstützen, indem Sie dieses Manifest unterschreiben.

Angesichts der geschilderten Zustände fordern wir im Rahmen der Verhandlungen über die GAV-Erneuerung von den Arbeitgeberverbänden:

  1. Verbesserung der Löhne und Erhöhung der Mindestlöhne
  2. Berücksichtigung der Berufserfahrung
  3. Ein Ende der Arbeit auf Abruf
  4. Arbeitsplanung 3 Wochen im Voraus und schriftliche Konsultation bei Änderungen
  5. Bezahlung aller geplanten Stunden
  6. Recht auf Nicht-Erreichbarkeit
  7. Bezahlung der Umkleidezeit
  8. Bereitstellung der Arbeitsgeräte, inkl. Schutzmaterial
  9. Transparente und gerechte Verteilung der Trinkgelder
  10. Ausbildung der Personalverantwortlichen und Massnahmen gegen alle Formen der Belästigung
  11. Mehr Kontrollen, um die Einhaltung der Arbeitsbedingungen zu gewährleisten

Erstunterzeichner:innen:

Mohamed Abshir, Koch / Chef de Partie
Camille Arguilhe, Rezeptionistin
Franck Arguilhe, Serviceangestellter
Giovanna Asaro, Pizzaiola
Deniz Atalay, Küchenchef
Filipe Nelson Arauso Ferreira, Allrounder Hotel
Johann Belliard, Restaurantfachmann, Maitre d’Hotel
Olivier Berroud, Serviceangestellter
Pierre Bouverat, Serviceangestellter
Marcel Bos, Koch
Veton Bunjaki, Koch
Bruno Miguel Candeias Lopes Fernandes, Koch
Corrado Cane, Serviceangestellte / Chef de Rang
Margarata Ciobann, Küchenhilfe
Rui Filipe Coelho Heriques, Allrounder
Gabriela Comte, Angestellte Restauration
Marta Correa, Zimmerreinigerin
Roxana Crouzier, Geschäftsführerin von zwei Restaurationsbetrieben
Diego Dahinden, Geschäftsführer
Giuseppina Della Pace, Küchenhilfe
Roger Desreumaux, Koch
Beatriz Dias, Angestellte Gastgewerbe
Sabine Dittrich, Angestellte Gastgewerbe
Vanessa Duraki, Ehem. Angestellte Restauration
Claudio Episcopo, Serviceangestellter
Helder Fernando De Oliveira Costa, Portier
Susana Fernandes, Serviceangestellte
Roberto Fonti, Küchenchef
Giovanna Fortunato Fazio, Serviceangestellte
Elvira Frusteri, Köchin
María Laura García Soler, Serviceangestellte
Katia Gilomen, Serviceangestellte
Nicola Gogniat, Serviceangesteller
Petra Guedes, Serviceangestellte
Kilian Hadorn, Serviceangestellter
Laura Huguenin Dezot, Serviceangestellte
Nil Iyidogan, ehem. Angestellte Restauration
Christiane Knuser, ungelernte Köchin
Milanka Kurti-Fankhauser, Serviceangestellte
Camille Lana, Serviceangestelle
Émilie Lana, Serviceangestellte
Ana Maria Langu, Serviceangestellte
Adrien Lemoulec, Restaurantfachmann / Serviceangestellter
Vitali Albertovic Leno, Serviceangestellter
Lucia Lillo, Sommelière
Alvin-Andre Maillard, Küchenhilfe
Natale Manti, Serviceangestellter
Alva Marina, Serviceangestellte
Maria João Matos Machado, Serviceangestellte
Yamileth Maya, Zimmerreinigerin
Francesca Mazzei, Angestellte Gastgewerbe
Alessandro Menghini, Koch
Lourdes Mora, Rezeptionistin
Afrie Morina, Serviceangestellte
Victor Morlion, Serviceangestellter
Nora Munk, Serviceangestellte
Alexia Nobs, Serviceangestellte
Sandra Noto, Küchenhilfe
Nuno Felipe Pascoal Gameiro, Verantwortlicher Technik
José Pau Moreno, Hotelangestellter
Marilou Perroud, Serviceangestellte
Rui Jorge Martins Fernandes, Hilfsarbeiter Abwaschen
Noémie Massy Liechti, Serviceangestellte
Vitor Manuel Matos Pereira Guedes, Hilfskoch
Julien Renaud, Koch
Pedro Resendes, Angestellter Gastgewerbe
Julia Richter, Hotel-Direktionsassistentin
Tekle Rigeat, Angestellte Restauration
Constance Rochefort, Serviceangestellte
Caroline Rumo Langobardi, Serviceangestellte
Martin Salzgeber, Koch
Nikolas Simovic, Chef de Rang / Serviceangestellter
Petra Siposova, Chef de Service
Maryanne Steffen, Serviceangestellte
Katarzyna Szostek, Serviceangestellte
Arminda Teixeira Fernandes, Serviceangestellte
Yoan Tighilt, Küchenchef
Deyvid Todorov, Serviceangestellter
Gergana Todorova, Serviceangestellte
Daniele Traina, Koch
Kevin Tripet, Koch / Geschäftsführer
Beatriz Wege Gonçalves, Serviceangestellte
Manon Zazali, Serviceangestellte