Berufsbildung 4.0 für die Industrie: Recht auf Ausbildung – ein Erwerbsleben lang

An einer Fachtagung der Gewerkschaft Unia zum Thema «Berufsbildung 4.0 für die Industrie» haben Expert/innen aus Wirtschaft und Politik Strategien für die Stärkung der Berufsbildung im digitalen Zeitalter diskutiert.

«Die Berufsbildung muss den Menschen während seinem ganzen Erwerbsleben im Fokus haben. Kantone, Bund, Firmen und Gewerkschaften müssen Lösungen umsetzen, damit die Berufsbildung nicht mit 20 Jahren aufhört. Nur so können die Beschäftigten vom Prozess der Digitalisierung profitieren und ihn menschenwürdig mitgestalten», sagte Unia-Industriechef und Nationalrat Corrado Pardini zum Auftakt der Tagung vor rund 200 Personen.

Vielfältige Blicke auf die Berufsbildung

Als weitere Referenten traten Furio Bednarz, Leiter des Amts für Berufsbildung des Kantons Tessin, sowie die Professoren Erik Haberzeth und Markus Maurer von der Pädagogischen Hochschule Zürich auf. Sie alle schlugen Massnahmen vor, um dem Wandel der Berufsbilder und dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen. Zentral ist dabei die Möglichkeit beruflicher Weiterbildung auch für ältere Arbeitnehmende.
Reinhard Böckl von der Gewerkschaft IG Metall erwähnte positive Beispiele aus Deutschland, wie diese Frage von den Sozialpartnern gemeinsam gelöst werden kann. Hu Liang von der Abteilung Ausbildung der chinesischen Botschaft in der Schweiz berichtete von den Anstrengungen der Volksrepublik, ein auf die digitale Zukunft ausgerichtetes Berufsbildungswesen zu entwickeln. Anschliessend debattierten die Teilnehmer/innen in vier Workshops das Modell der schweizerischen Berufsbildung, konkrete Erfahrungen aus den Kantonen und die Frage, wie gewisse Kompetenzen am Arbeitsplatz gezielt gefördert werden können.

«Berufspasserelle 4.0» als Weg in die Zukunft

Der Unia-Branchenleiter für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM), Manuel Wyss, stellte das Konzept der Gewerkschaft für eine «Berufspasserelle 4.0» vor. Dieses sieht die Möglichkeit einer berufsbegleitenden Ausbildung für Arbeitnehmende vor, damit diese sich Wissen zum Umgang mit neuen Technologien aneignen können. Das paritätisch finanzierte Angebot soll mit einem eidgenössisch anerkannten Fachdiplom abgeschlossen werden können. Die «Berufspasserelle 4.0» würde es gerade älteren Angestellten ermöglichen, mit der digitalen Entwicklung in der Industrie Schritt zu halten.

Firmen müssen den Wert einer Berufslehre stärker anerkennen

Berufsbildung für alle ist zentral für die industrielle Zukunft der Schweiz. Dies hielten Corrado Pardini und Thomas Bösch (Präsident VBPCD) am abschliessenden Podiumsgespräch fest. Sie betonten auch die Notwendigkeit, dass die Firmen in der Schweiz die Berufslehre hochhalten und ihre HR-Verantwortlichen entsprechend schulen.