OVS am Abgrund. Die Unia verlangt Massnahmen.

Am Tag nach der Ankündigung der provisorischen Nachlassstundung von OVS bemängelt die Gewerkschaft Unia die fehlende Transparenz des Modekonzerns und das organisatorische Chaos der Kette. Die Gewerkschaft fordert die Mutterfirma Sempione Fashion dazu auf, seine soziale Verantwortung für die Angestellten wahrzunehmen und der Schweizer Tochtergesellschaft zu Hilfe zu kommen sowie flankierende Massnahmen zu gewähren.

Die Unia hat mit Bedauern und Ärger vom Rückzug von OVS aus der Schweiz erfahren – gerade weil ihr Eintritt in den Schweizer Markt bei den Angestellten grosse Hoffnungen geweckt hatte. Noch vor 15 Tagen hatte die Gewerkschaft volle Transparenz gefordert. Nun muss sie feststellen, dass das Unternehmen seine tatsächliche Situation verheimlicht hat. Dadurch hat OVS verhindert, dass die Beschäftigten erforderliche Massnahmen ergreifen konnten.

Dass sich ein Unternehmen einer internationalen Gruppe so verhält, ist schlichtweg verantwortungslos. Die Unia bedauert ferner, dass das Unternehmen nicht auf die von den Angestellten vorgebrachten Probleme gehört hat, sondern hartnäckig darauf bestanden hat, die Abläufe, die einst bei Charles Vögele funktioniert haben, zu verschlechtern.

Organisatorisches Chaos und Grauzonen

Verschiedene Ränkespiele des Unternehmens sind auffällig. Statt einer gesetzmässigen Restrukturierung hat OVS die Angestellten so unter Druck gesetzt, dass ein Teil von ihnen entweder gekündigt hat oder krank geworden ist. Die Unia musste dem Arbeitsinspektorat mehrere Fälle melden. Die zuständigen Behörden müssen ihre Aufmerksamkeit auch auf den fehlenden Lagerstatuts, das Personalbudget, die vielen und umfangreichen Warenrücksendungen nach Italien, die unerklärbaren Preiserhöhungen sowie den rasche Verkauf der von der Charles Vögele Gruppe geerbten Immobilien richten.

Soziale Verantwortung gefordert

Angesichts des grossen Engagements der Angestellten in der Schweiz und der grossen Verantwortung, die das OVS-Management in diesem Debakel trägt, ruft die Unia das Unternehmen auf, seine soziale Verantwortung wahrzunehmen. Es muss über flankierende Massnahmen wie z.B. ein Job-Center sowie über finanzielle Entschädigungen verhandelt werden. Ist Sempione Fashion dazu nicht mehr in der Lage, muss das italienische Mutterhaus seine Verantwortung übernehmen und zur Hilfe kommen. Die Unia wird sich in diesem Sinne engagieren. Die Gewerkschaft untersucht alle möglichen Schritte, um die Interessen der Angestellten zu wahren und unterstützt ihre Mitglieder in allen weiteren Verfahrensschritten.