Delegiertenversammlung Dienstleistungsberufe: Respekt, mehr Lohn und mehr Zeit für die Frauen!

An ihrer heutigen Versammlung in Bern haben die Delegierten des Sektors Tertiär der Gewerkschaft Unia eine Resolution zur Unterstützung des Kampfs der Frauen verabschiedet. Sie brachten ihren Unmut über die ungenügende Revision des Gleichstellungsgesetzes zum Ausdruck. Deshalb unterstützen die Delegierten den Frauenstreik vom 14. Juni 2019. Zudem wurde der «Prix Engagement» an vier Frauen verliehen, die sich durch ihr mutiges Handeln ausgezeichnet haben.

Die rund 60 heute in Bern versammelten Delegierten des Sektors Tertiär der Unia haben eine Resolution mit der Forderung nach echter Gleichstellung und zur Unterstützung des Frauenstreiks verabschiedet. Angesichts der enttäuschenden Revision des Gleichstellungsgesetzes, die nur ungenügende Massnahmen für eine wirksame Bekämpfung der Lohnungleichheit vorsieht, machten die Delegierten deutlich, dass der Kampf der Frauen weitergeführt werden muss. Sie verurteilten den in unserer Gesellschaft immer noch vorherrschenden patriarchalen Geist: Sexismus, Ungleichheiten und Gewalt gegen Frauen halten sich in der Schweiz hartnäckig, mit der Folge, dass Gleichberechtigung und Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern keineswegs gewährleistet sind.

Respekt, Lohn und Zeit

Zur Schaffung einer echten Gleichstellung fordern die Delegierten:

  • gerechten Lohn für die geleistete Arbeit, ungeachtet des Geschlechts
  • sichere und stabile Arbeitsbedingungen für alle
  • echte Chancengleichheit
  • Anerkennung der Erziehungs- und Betreuungsarbeit
  • Nulltoleranz bei sexueller Belästigung und Sexismus.

Kurz gesagt: Die Delegierten verlangen Respekt, mehr Lohn und mehr Zeit für die Frauen. Sie werden sich aktiv an den Vorbereitungsarbeiten und der Durchführung des Frauenstreiks am Aktions- und Mobilisierungstag vom kommenden 14. Juni beteiligen.

Verleihung des «Prix Engagement»

Mit dem «Prix Engagement» werden Unia-Mitglieder im Sektors Tertiär für ihren unermüdlichen Einsatz ausgezeichnet. Der zum zweiten Mal vergebene Preis wurde dieses Jahr vier mutigen Frauen verliehen, die sich für die Sache der Arbeitnehmerinnen engagieren: Alexandra, Reinigungsangestellte im Zürcher Hotelgewerbe, die im «Blick» offen auf ihre sehr schwierigen Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht hat; Silvia, die sich im Tessin für die Anerkennung der professionellen Betreuung zu Hause, insbesondere durch die Schaffung eines GAV, einsetzt; sowie F. und N. die sich in einem Verfahren wegen Lohnungleichheit gegen eine Luxus-Ladenkette befinden. Der Mut dieser von der Unia unterstützten Frauen bringt die Gleichstellung in der Schweiz voran!


Vier Frauen ausgezeichnet

  • Alexandra arbeitete während mehreren Jahren als Reinigungsangestellte in Hotelbetrieben, die für diese Arbeiten immer häufiger auf externe Firmen zurückgreifen. Die Arbeitsbedingungen sind miserabel. Deshalb beschloss sie, sich aktiv in der Unia Zürich zu engagieren, um aufzuzeigen, welches menschliche Elend sich hinter einem sauberen Hotelzimmer verbirgt. Insbesondere hat sie im «Blick» von ihren Erfahrungen berichtet.
  • Silvia ist aktiv in der Unia-Gruppe der Tessiner «Badanti». Die «Badanti» sind Frauen, die ältere Personen zu Hause betreuen, manchmal rund um die Uhr, häufig unter sehr schwierigen Bedingungen. Mit ihren Kolleginnen kämpft sie für die Anerkennung und Aufwertung des Berufs sowie für den Respekt und den Schutz der Arbeitnehmerinnen, insbesondere durch den Abschluss eines Gesamtarbeitsvertrags.
  • F. und N. befinden sich seit 2012 bzw. seit 2015 in einem Verfahren gegen ihren Arbeitgeber, eine grosse Luxus-Ladenkette. Sie verlangen Gerechtigkeit bei den Löhnen, denn ihre männlichen Arbeitskollegen erhalten für die gleiche Arbeit zwischen 24 und 33 Prozent mehr Lohn. Ein unabhängiges Gutachten bestätigte diesen ungerechtfertigten Unterschied. Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. F. und N. haben einen verlockenden Vergleich mit dem Arbeitgeber abgelehnt, mit dem das Verfahren ohne Urteil eingestellt worden wäre. Trotz ungewissen Ausgangs wollen die beiden Frauen das Verfahren zu Ende führen, damit die Lohnungleichheit gerichtlich festgestellt wird.