Japan Tobacco bricht Verhandlungen ab und brüskiert die Politik

Seit knapp einem Monat führt eine Delegation des Personals von Japan Tobacco (JT International) mit der Direktion des Unternehmens Verhandlungen über einen Sozialplan, nachdem der Abbau von 268 der rund 1100 festen Stellen in Genf angekündigt worden war. Das erste, von den Angestellten als völlig unzureichend beurteilte Angebot der Direktion konnte in den letzten Wochen dank des Einsatzes der Personaldelegierten verbessert werden. Zur allgemeinen Überraschung hat aber die Direktion gestern Abend die Verhandlungstür zugeschlagen. Dies, obschon für Anfang nächster Woche eine Verhandlungssitzung geplant war und eine breite Koalition der Parteien den Genfer Staatsrat aufgefordert hat, die Suche nach einer Lösung zu unterstützen.

Am 2. September eröffnete der Tabakmulti Japan Tobacco mit Sitz in Genf (JT International) seinem Personal einen Restrukturierungsplan, der den Abbau von 268 der rund 1100 festen Stellen vorsieht. Nach einem gescheiterten Einigungsversuch durch die kantonale Einigungsstelle bei kollektiven Arbeitskonflikten (CRCT) und einer ersten Solidaritätsaktion von rund hundert Angestellten ist die Personaldelegation seit Ende September bestrebt, mit der Direktion einen Sozialplan auszuhandeln. Dazu gehören Massnahmen, um einen Teil der Angestellten weiter zu beschäftigen.

Unzureichendes erstes Angebot

Das erste Angebot der Direktion war völlig unzureichend – sowohl im Vergleich zu dem, was das Unternehmen den Angestellten der Gruppe in anderen Ländern gewährt, als auch im Vergleich mit den üblichen Standards in der Genfer Industrie. Dank der Mobilisierung des Personals und dem Einsatz der Delegierten konnten in den letzten Wochen Fortschritte erzielt werden. Auf Anfang nächster Woche war eine neue Verhandlungssitzung geplant. Eine Lösung schien in Reichweite zu sein.  

Flucht nach vorn

Zur allgemeinen Überraschung gab die Direktion gestern Abend bekannt, die Verhandlungen abzubrechen und das Schiedsgericht anzurufen. Mit dieser Flucht nach vorn scheint die Direktion das Personal umgehen zu wollen. Damit stürzt sie die Beschäftigten für lange Zeit in die Ungewissheit. Tatsächlich könnte sich das Verfahren über mehrere Monate hinziehen, während die Restrukturierung ihren Lauf nimmt.

Derweil wurden bzw. werden bereits Angestellte entlassen, die nur auf das ursprüngliche, ungenügende Sozialplanangebot zurückgreifen können. Der Entscheid der Direktion ist umso unverantwortlicher und respektloser, als eine Mehrheit der Parteien den Genfer Staatsrat in einer Resolution aufgefordert hat, sich in den Konflikt einzuschalten, damit eine gütliche und personalfreundliche Lösung gefunden werden kann.