Preis für wissenschaftliche Forschung zum Thema «Arbeit»

Die Gewinner*innen des internationalen Hauptpreises: Dr. Jacqueline Kalbermatter und Dr. Nicola Cianferoni

Die soziologischen Institute der Universitäten Basel und Fribourg haben erstmals Nachwuchspreise für «Arbeitssoziologie, Industrielle Beziehungen und Gewerkschaftsforschung» vergeben. Die Preise wurden von der Gewerkschaft Unia gestiftet.

Die Preisverleihung fand am 16. April online statt. In ihrer Laudatio (PDF) würdigt Unia-Präsidentin Vania Alleva die drei Arbeiten. Die Erkenntnisse solcher Studien können für die Gewerkschaft von Bedeutung sein.

Der «Internationale Hauptpreis» von 4000 Franken geht zu gleichen Teilen an Jacqueline Kalbermatter (Universität Fribourg) und Nicola Cianferoni (Universität Genf). Jacqueline Kalbermatters Dissertation «Bleiberecht in der Gastro-Küche – Migrationspolitische Regulierungen und Arbeitsverhältnisse von Geflüchteten mit unsicherem Aufenthaltsstatus», zeigt eindringlich auf, wie eng Handlungen von Menschen und institutionelle Rahmenbedingungen – in diesem Fall die Organisationsform von Gastronomiebetrieben sowie migrationspolitische, sozialpolitische und arbeitsmarktpolitische Bedingungen – miteinander verquickt sind. Ein besonderes Verdienst des Buches ist, dass es den Blick auf politische Debatten und Grenzverschiebungen generell schärft und dabei die Situation der betroffenen Menschen und deren Umgangsweisen und Möglichkeiten in den Mittelpunkt stellt.

Nicola Cianferonis Dissertation «La redéfinition des normes temporelles de travail» geht der Frage nach, was Arbeiten im Detailhandel heute eigentlich bedeutet. Untersucht werden dabei Beschäftigte in zwei grossen Detailhandelsunternehmen mit dem Schwerpunkt auf die Entwicklung der Organisation von Arbeitszeit in diesem Sektor. Die Arbeit beleuchtet in eindrücklicher Weise die Reorganisation der Arbeit im Detailhandel auf allen Ebenen und untersucht insbesondere die Rolle der Erwerbsarbeit in unserer Gesellschaft.

Der Nachwuchspreis von 1000 Franken geht an Sarah Madörin für die an der Universität Basel eingereichte Masterarbeit «Kein Lohn, keine Arbeit? Erwerbstätige Mütter im Spannungsfeld gesellschaftlicher Massstäbe in Bezug auf Arbeit und Mutterschaft». Sie geht darin der Frage nach, wie erwerbstätige Mütter mit den Erwartungen in Bezug auf Arbeit und Mutterschaft umgehen können, denen sie in ihrem Umfeld begegnen, und wie sie sich selbst mit diesem Arbeitsverständnis und den Massstäben ihres Umfeldes positionieren. Die Arbeit zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie komplex und vielfältig die Verständnisse von Arbeit der Befragten sind. Madörin plädiert für eine komplexe Analyse der Rahmenbedingungen für verschiedene Arbeits- und Lebensformen und deren gleichberechtigte Existenz.

Die Preise wurden von der Gewerkschaft Unia gestiftet. Verantwortlich für die Jury und die Durchführung des Preisausschreibens war Sebastian Schief (Universität Fribourg). In der Jury vertreten waren Christine Michel (Unia), Alessandro Pelizzari (HETSL Lausanne), Sebastian Schief (Universität Fribourg) und Sarah Schilliger (Universität Bern).