Mutiger Protest: Die Archroma-Belegschaft erkämpft würdige Abgangsentschädigungen

Die Archroma-Beschäftigten haben mit ihrem Protest bessere Entschädigungen erreicht.

Letzte Woche haben sich die Mitarbeitenden von Archroma mit einer weiteren mutigen Aktion gegen die Bedingungen ihrer Massenentlassung gewehrt. Mit Erfolg: Der Konzern hat nun deutlich höhere Abgangsentschädigungen und soziale Massnahmen zugesagt.

Letzten Dienstag standen 37 Angestellte des Chemiekonzerns Archroma für die Konzernleitung Spalier. Auf Schildern hatten sie ihr Alter und ihre Dienstjahre vermerkt, damit die Verantwortlichen sehen konnten, wen sie rauswerfen und wie viel Erfahrung durch ihren Entscheid zerstört wird. Vor rund vier Wochen hatte Archroma, kurz nach der Übernahme von Huntsman Textile Effects, die Schliessung des Standorts Basel angekündigt.

Archroma verweigerte Sozialplan

Dabei weigerte sich der Konzern, einen Sozialplan abzuschliessen. Die rund 45 betroffenen Kolleg:innen kämpften mit verschiedenen Protestaktionen mutig, entschlossen und solidarisch gegen den Schliessentscheid des Konzerns an. Die meisten von ihnen arbeiten seit mehr als zehn, ein grosser Teil sogar seit über 30 Jahren im Betrieb. Archroma wollte die langjährigen Beschäftigten mit Abgangsentschädigungen zwischen einem und drei Monatslöhnen abzuspeisen.

Proteste der Beschäftigten

Auf diesen Affront reagierte die Belegschaft geschlossen. Zunächst wandte sie sich mit einer Petition an den Konzern. Als diese keine Beachtung fand, verliess die Belegschaft am 26. Juni während der laufenden Verhandlungen kollektiv den Arbeitsplatz.

Ein dritter Protest fand am vergangenen Dienstag statt, als 37 Angestellte für die Vertreter des Konzerns Spalier standen. Zudem begannen die Kolleg:innen bereits mit Vorbereitungen für einen Streik.

Bessere Entschädigungen erkämpft

Diese letzte Aktion, der mutige und vor allem gemeinsame Einsatz der Belegschaft haben schliesslich zum Erfolg geführt: Archroma hat ein verbessertes Angebot vorgelegt, das deutlich höhere Abgangsentschädigungen, Geld für Weiterbildungen, verkürzte Kündigungsfristen für den Antritt einer neuen Stelle und eine Lohnkompensation vorsieht. Dieses Angebot hat die Belegschaft mit grosser Mehrheit anzeptiert.

Das Vorgehen von Archroma heissen die Angestellten jedoch ausdrücklich nicht gut. Deswegen verliessen sie während einer Präsentation der Geschäftsleitung zur Schliessung des Standorts erneut den Saal.

«Kolleginnen und Kollegen sind zu Recht stolz auf ihren Kampf»

Johannes Supe, Unia-Branchenverantwortlicher für die chemische Industrie, erklärt dazu: «Es waren der Mut und die Einigkeit in der Belegschaft, die Archroma zu Verbesserungen gezwungen haben. Darauf sind die Kolleginnen und Kollegen zu Recht stolz. Doch es bleibt eine Schande, dass der Konzern die Arbeitsplätze von mehr als 40 Menschen vernichtet, um seine Profitgier zu befriedigen.»

Archroma kaufte Standort, nur um ihn zu schliessen

Im März hatte Archroma die Textilsparte von Huntsman übernommen. Anfang Juni kündigte Archroma dann an, den Basler Standort im Frühjahr 2024 schliessen und nach Asien verlagern zu wollen. Betroffen sind rund 45 Kolleg:innen, die in Basel an der Forschung und Entwicklung neuer Farbstoffe arbeiten. Der Standort ist ein globales Kompetenzzentrum, das diverse Produktionsstandorte und Kunden rund um die Welt unterstützt. Hinter Archroma steht die US-amerikanische Investmentfirma SK Capital.