Kaufkraft stärken statt Profite maximieren

«Die Löhne und Renten müssen rauf!»

Resolution ausserordentlicher Unia-Kongress vom 21. Oktober 2023

Während die Preise überall steigen, sinken die Reallöhne schon das dritte Jahr in Folge. Eine solche Situation bei den Reallöhnen hat es seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben. Die Arbeitgeber gleichen die Teuerung nicht aus und behalten die Produktivitätsgewinne für sich. Gleichzeitig treiben sie mit überrissenen, profitorientierten Preisanpassungen die Lebenshaltungskosten in die Höhe, was die Arbeiter:innen in existenzielle Schwierigkeiten bringt. Schweizer Haushalte brauchen eine kaufkraftpolitische Wende. Die Reallöhne und die Renten müssen rauf!

Nachdem der Landesindex für Konsumentenpreise (LIK) für 2022 eine Teuerung von 2,8 % verzeichnete, sind es dieses Jahr gemäss Prognosen 2,2 % und auch 2024 wird eine durchschnittliche Teuerung von 2,2 % erwartet. Bei den Mieten müssen wir ab Oktober 2023 bis Mitte 2024 mit einer Erhöhung von bis zu 10 % rechnen. Dazu kommen höhere Energiepreise und höhere Ausgaben für Lebensmittel. Die Belastung der Einkommen durch die Krankenkassenprämien hat ein unerträgliches Niveau erreicht. Allein 2023 stiegen die Prämien um durchschnittlich 6,6 % und 2024 folgt mit 8,7 % der nächste Preishammer. Insgesamt reissen die steigenden Preise, Mieten und Krankenkassenprämien ein riesiges Loch in das Portemonnaie der Arbeiter:innen. Ohne Massnahmen zur Stabilisierung der Kaufkraft und die dringend notwendigen generellen Lohnerhöhungen drohen für Familien Einkommenseinbussen von rund 5’000 Franken. Für Rentner:innen droht bis 2024 ein Kaufkraftverlust im Umfang einer gesamten Monatsrente.

Tieflohnbranchen besonders betroffen

Besonders hart trifft die Kaufkraft-Krise die tiefen Einkommen. In Tieflohnstellen arbeiten doppelt so viele Frauen wie Männer. Je mehr Frauen in einer Branche arbeiten, desto tiefer sind die Löhne und das auch bei abgeschlossener Lehre. Die Frauenarbeit muss massiv aufgewertet werden. Zur Bekämpfung der strukturellen Lohndiskriminierung der Frauen wie auch der Migrant:innen ist deshalb die Forderung von Mindestlöhnen à 4'500 Franken für alle und à 5'000 für Arbeiter:innen mit Berufsausbildung besonders wichtig. Ausländische Diplome müssen zudem automatisch anerkannt werden.

Stopp dem Angriff auf unsere Würde!

Wer die Kaufkraft schwächt, killt die Konjunktur. Trotzdem betreiben viele Arbeitgeber einen unverschämten Lohnklau und sind nicht bereit, die Gewinne der Unternehmen gerecht mit uns Arbeiter:innen zu teilen. Dabei ist ein Ausgleich der Teuerung und der Produktivität das Allermindeste, das uns zusteht. Mit Löhnen, die nicht zum Leben reichen, sowie mit ständigem Druck greifen die Arbeitgeber unsere Würde an. Besonders für diejenigen, die bisher schon Mühe hatten, über die Runden zu kommen, wird die Situation immer prekärer. Ein Angriff auf eine:n ist ein Angriff auf alle. Tiefe Löhne senken das Lohnniveau allgemein und vor den sinkenden Reallöhnen werden nur ein paar Topverdienende verschont. Wir sagen: Nicht mit uns. Wir wehren uns und fordern Mindestlöhne, die zum Leben reichen, sowie generelle und substanzielle Lohnerhöhungen für alle. Aber ohne Druck in den Branchen und auf der Strasse geht nichts. Entscheidend waren die Mobilisierungen in diesem Jahr (den Lohnalarm mit dem Aktionstag im Detailhandel, die Kaufkraftdemo mit gegen 20'000 Teilnehmenden, die Gewerbe-Demo). Diese werden wir mit Kraft im nächsten Jahr weiterführen. Die Löhne müssen rauf!

Deshalb stellen die Delegierten des ausserordentlichen Unia-Kongresses die folgenden Forderungen für eine kaufkraftpolitische Wende:

  • Generelle Lohnerhöhungen (Teuerungsrückstand plus Produktivitätsfortschritt)
  • 4'500 Franken für alle, 5'000 Franken mit Lehre
  • Aufwertung der Frauenarbeit
  • Einen 13. Monatslohn für alle
  • Erhöhung der Prämienverbilligung und eine umfassende soziale Reform für die Finanzierung der Krankenkassenversicherung
  • Eine öffentliche Einheitskasse
  • 13. AHV-Rente