Startschuss für einen «Pakt für den Werkplatz Schweiz»

Industrielle und Vertreter der Gewerkschaften haben am Unia-Industrietag über die Probleme des Werkplatzes Schweiz und Möglichkeiten, diesen zu fördern, diskutiert. Die Gewerkschaft Unia schlug den anwesenden Chefs von Swatch, Stadler Rail und Beltrame Group (Stahl Gerlafingen) einen Pakt für den Werkplatz Schweiz vor. Ziel ist eine neue Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe, um gemeinsam Lösungen gegen die drohende Deindustrialisierung zu suchen und damit tausende bedrohte Arbeitsplätze zu erhalten.

Der Unia-Industrietag 2015 stand ganz im Zeichen der Frankenkrise und der fehlenden Industriepolitik in der Schweiz. Die anwesenden Vertreter der Industrie und der Gewerkschaften waren sich einig, dass wegen des Entscheids der Nationalbank Zehntausende von Arbeitsplätzen vorab in der Exportindustrie gefährdet sind, die Politik aber einfach zuschaue. Dies sei ein unhaltbarer Zustand, waren sich die Anwesenden Nick Hayek (Swatch), Peter Spuhler (Stadlerrail), Riccardo Garré (Beltrame/Stahl Gerlafingen) wie auch Unia-Industrieverantwortlicher Corrado Pardini und SGB-Präsident Paul Rechsteiner einig.

«Vergifteter Cocktail»

Hayek ging mit der Nationalbank hart ins Gericht. Die Führung sei mut- und phantasielos und habe einen «verdammt vergifteten Cocktail» angerichtet. Die Aufhebung des Mindestkurses komme einer Bankrotterklärung gleich. Hayek beklagte generell eine Haltung der Politik und der Medien, die Industrie sei «nicht sexy». Dabei habe sie eine wichtige Bedeutung als Motor für die Innovation und Kreativität, welche die Schweizer Wirtschaft auszeichne.

Peter Spuhler, CEO der Stadler Rail, betonte das gemeinsame Interesse der Unternehmen und der Gewerkschaften an einem starken Werkplatz Schweiz. Er kritisierte insbesondere den Zeitpunkt der Aufhebung des Mindestkurses, der für die Unternehmen nicht ungünstiger hätte sein können. Er betonte, Staat und Nationalbank müssten für Planungssicherheit sorgen. Massnahmen wie Arbeitszeiterhöhungen dürften nur temporär angewendet werden und seien keine dauerhafte Lösung.

Labor für eine «neue Sozialpartnerschaft»

Unia-Industriechef Corrado Pardini rief zu einer «neuen Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe» auf. Konkret forderte er die anwesenden Industriellen auf, gemeinsam in einem «Ideenlabor» Vorschläge zu erarbeiten, um die anstehenden Probleme des Werkplatzes Schweiz zu lösen und eine Deindustrialisierung zu verhindern. Im Vordergrund stehen dabei die Frankenstärke, die Unsicherheit über die Beziehungen zur EU und die Notwendigkeit einer Industriepolitik.

Sowohl Nick Hayek wie Peter Spuhler betonten die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen den Sozialpartnern. Sie seien gerne bereit, gemeinsam mit den Gewerkschaften in einem «Labor» nach Lösungen zu suchen. Ein solcher Dialog müsse problemorientiert und konkret sein und dürfe nicht im medialen Schaufenster stattfinden.

Für Corrado Pardini ist damit ein wichtiger Schritt hin zu einem «Pakt für den Werkplatz Schweiz» gelegt. Es gelte nun, weitere Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft einzubeziehen. Als Geschenk für ihre Teilnahme am Unia-Industrietag überreichte Pardini den anwesenden Unternehmern einen Kugelschreiber «um gute GAV zu unterschreiben und innovative Ideen für die Stärkung des Industrieplatzes zu notieren».