12-Stundentag und Abschaffung der Mindestlöhne für ausländische Firmen: Geduld der Bauarbeiter am Ende!

Es steht auf den Baustellen ein heisser Herbst bevor. Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) läuft Ende Jahr aus und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es Massnahmen. Eigentlich liegen die Lösungen auf dem Tisch. Doch der Baumeisterverband verhindert mit Maximalforderungen einen Vertragsabschluss. Die Bauarbeiter haben genug: Sie werden für ihre Rechte kämpfen – mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz ab Mitte Oktober.

Zuerst hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Das Problem sei im Stiftungsrat FAR zu lösen, das Rentenalter auf 62 zu erhöhen oder die Rente um 30 Prozent zu senken.

Bauarbeiter lassen sich nicht erpressen

18‘000 Bauarbeiter an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 und eine Klage der Gewerkschaften wegen Vertragsverletzung haben den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht: Seit August 2018 wird über die Sicherung der Rente mit 60 verhandelt. Eine Lösung liegt auf dem Tisch: Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt.

Aber: Der Baumeisterverband ist nur bereit, diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmen. «Die Bauarbeiter sind ob dieser Erpressung sehr wütend», führte Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia, heute vor den Medien aus. «Die Sicherung der Rente mit 60 wird damit verzögert». Die Forderungen der Baumeister seien gefährlich und verantwortungslos.

12-Stundentag als Normalfall: Ein Massaker an der Gesundheit der Bauarbeiter

Bereits heute haben die Bauarbeiter oft viel zu lange Arbeitstage. 10 Stunden auf der Baustelle, dann noch zwei Stunden Fahrzeit. Das ist heute in Ausnahmefällen möglich. Jetzt wollen die Baumeister 300 statt 100 flexible Stunden. Die Folge: Von März bis in den Dezember wären tagtäglich 12-Stundenarbeitstage möglich. Das käme einem Massaker an der Gesundheit der Bauarbeiter gleich. Im Januar und Februar könnten die Firmen dann die Bauarbeiter gegen ihren Willen zu Hause lassen. Die 300 Überstunden würden auch nicht ausbezahlt.

Keine Mindestlöhne für ausländische Firmen und Lohnklau bei älteren Bauarbeitern

Der Baumeisterverband verlangt, dass für «Praktikanten», die weniger als vier Monate auf dem Bau arbeiten, keine Mindestlöhne mehr gelten. Das bedeutet konkret: Ausländische Baufirmen, die 90 Tage bewilligungsfrei in der Schweiz arbeiten können, dürften mit «Praktikanten», denen sie vielleicht 1000 Franken Monatslohn bezahlen, hier bauen. Der Mindestlohn wäre ausgehebelt. Was der Baumeisterverband hier fordert, wäre eine Katastrophe für alle Schweizer Baufirmen.

«Auch die Forderung, dass älteren Bauarbeitern nach einem Stellenwechsel nur noch der tiefste Hilfsarbeiterlohn bezahlt werden muss – Lohnsenkungen von mehr als 1000 Franken pro Monat wären dann erlaubt – schadet allen korrekten Firmen und ist respektlos gegenüber den hart arbeitenden Bauarbeitern», erklärte Guido Schluep, Bauverantwortlicher der Gewerkschaft Syna.  

Bauarbeiter haben die Nase voll

Nach der monatelangen Verhandlungsverweigerung der Baumeister, der aktuellen Erpressung und den verantwortungslosen Forderungen der Baumeister ist die Geduld der Bauarbeiter zu Ende. Sie kämpfen für die Rente mit 60, gegen Lohndumping und überlange Arbeitstage, die ihre Gesundheit gefährden. Sie sind bereit zu kämpfen und sich für ihre Rechte zu wehren – mit Protesttagen in der ganzen Schweiz. Die ersten Aktionen finden am 15. Oktober im Tessin statt, am 16. Oktober geht es in Genf weiter. Es folgen dann Protesttage in den anderen Regionen.