Sulzer-Umbau darf nicht auf dem Buckel der Beschäftigten geschehen

Die Sulzer Chemtech AG hat den Abbau von 55 ihrer insgesamt 281 Stellen in der Schweiz angekündigt. Betroffen sind die Standorte Winterthur, Oberwinterthur und Allschwil (BL). Für die Gewerkschaft Unia ist die Ankündigung unverständlich, da das Unternehmen über ausreichend Mittel verfügt, Anpassungen ohne Schaden für die Angestellten vorzunehmen. Die Unia fordert als Sofortmassnahme eine Verlängerung des gesetzlichen Konsultationsverfahrens. Der Fall zeigt zudem exemplarisch die Notwendigkeit eines ambitionierten Konjunkturprogramms in der Schweiz.

Vom geplanten Abbau bei Sulzer Chemtech AG wären unter anderem das Mischergeschäft, die Forschung und Entwicklung sowie Support- und Servicefunktionen betroffen. Die Ankündigung reiht sich ein in eine lange Reihe von Kahlschlägen beim ehemaligen Flaggschiff der Schweizer Industrie. Sie würde eine weitere Schwächung des Denk- und Werkplatzes Schweiz bedeuten.

Kein Abbau auf dem Rücken der Angestellten

Die Abbaupläne sind umso stossender, als dass die Sulzer-Aktionäre sich im April 2020 noch eine Dividendenerhöhung genehmigt haben. Die Firma hat zudem nach eigenem Bekunden ausreichende Liquiditätsreserven, um die notwendige Neuausrichtung weg von der Fokussierung auf Geschäfte im Bereich fossiler Energieträger schrittweise und nicht auf dem Buckel der Angestellten zu vollziehen.

Konsultationsverfahren verlängern

Die Konsultationsfrist, während der die Arbeitnehmenden und ihre Vertretungen Vorschläge zur Verhinderung des Stellenabbaus einbringen können, muss zwingend über den 17. August 2020 hinaus verlängert werden. Es müssen interne Versetzungen innerhalb der Sulzer-Gruppe und Frühpensionierungslösungen angestrebt werden, sodass es zu keinen Entlassungen kommt. Die Unia unterstützt die Personalvertretung und ihre Mitglieder im anstehenden Verfahren.

Industriepolitik und Konjunkturprogramm sind nötig

Die Abbaupläne, welche mit dem tiefen Ölpreis und Nachfragerückgängen im Zusammenhang mit der Corona-Krise begründet werden, zeigen, dass es sofort massive Investitionen in den ökosozialen Umbau der Schweiz braucht. Hier sind die Unternehmen, aber auch der Bund gefordert. Gerade im Kontext der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise braucht es ein ambitioniertes Konjunkturprogramm und eine echte Industriepolitik, welche die Schweizer Industrie bei der notwendigen Konversion unterstützt.