Gesundheitsversorgung gefährdet: Unia solidarisch mit dem Spitalpersonal

Die Mitarbeitenden der St. Galler Spitäler versammelten sich heute vor dem Eingang des Kantonspitals, um gegen die Streichung von 440 Stellen zu protestieren. Die Spitalangestellten warnen: Der Stellenabbau würde die Patient:innensicherheit massiv gefährden. Ausserdem steht er dem Volkswillen diametral entgegen. Die Bevölkerung will eine gute Pflege mit guten Arbeitsbedingungen und genügend Personal. Das hat sie mit der Annahme der Pflegeinitiative gezeigt. Die Politik muss endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und die Finanzierung einer guten Gesundheitsversorgung sicherstellen.

Genau 4 Minuten, 40 Sekunden klatschten heute die Angestellten der St. Galler Spitäler vor den Türen ihres Arbeitgebers. Damit protestierten sie gegen den Abbau von insgesamt 440 Stellen, allein 260 Stellen am Hauptsitz in St. Gallen. Entgegen den Aussagen der Spitalleitung vor den Medien sollen auch 120 Vollzeitstellen in der Pflege gestrichen werden. Mit ihrer Aktion vor dem Kantonsspital St. Gallen fordern die Angestellten nebst der Rücknahme der Kündigungen den Kantonsrat und die Regierung dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, die finanziellen Lücken zu schliessen und ein Desaster abzuwenden. Die Gewerkschaft Unia solidarisiert sich mit den Forderungen der Spitalangestellten.

Patient:innensicherheit und Pflegequalität gefährdet

Die Angestellten warnen: Entlassungen gehen auf Kosten der Gesundheit von Mitarbeitenden und Patient:innen. Denn schon jetzt gibt es zu wenig Personal, unzumutbare Dienstpläne und massive Überstunden. Bei jedem weiteren Stellenabbau wäre die Patient:innensicherheit stark gefährdet. Ausserdem müssten bei der Pflege Abstriche gemacht werden: z.B. könnte eine Pflegeanamnese nicht mehr innerhalb von 24 Stunden erfolgen oder die Pflegenden müssten sich anstelle einer Ganzkörperpflege auf die Mund- und Intimpflege beschränken.

«Wenn Stellen gestrichen werden, fehlt Personal und das bedeutet, dass alle anderen mit dem gleichen Pensum mehr Arbeit übernehmen müssen. Das führt zu einer Überlastung und damit zu mehr Fehlern. Dass ich eine davon bin, welcher solche Fehler unterlaufen könnten, die ich dann mit meinem Gewissen ausmachen müsste, stimmt mich sehr traurig.», so Lea Meier, Dipl. Pflegefachfrau.

Volkswillen ignoriert

Annina Hutter, Fachverantwortliche Pflege, erklärt: «Der Stellenabbau trifft die «Pflege am Bett» hart. Es sollen viele Stellen von diplomierten Pflegefachleuten, Ausbildner:innen und Pflegeexpert:innen gestrichen werden. Das Kantonsspital hat als Zentrumsversorger vor allem komplexe und sehr komplexe Patient:innensituationen zu betreuen. Da braucht es diese Expertise! Zudem fehlen in Zukunft viele Pflegende. Wer soll diese ausbilden? Den Stellenabbau in der Pflege kann ich deshalb nur als fahrlässig bezeichnen.» Das Stimmvolk hat 2021 mit der klaren Annahme der Pflegeinitiative auch im Kanton St. Gallen klar gezeigt, dass es eine gute Pflege mit guten Arbeitsbedingungen und genügend Personal will. Vor diesem Hintergrund sind die Entlassungen in St. Gallen völlig verantwortungslos.

Unterfinanzierung des Gesundheitswesens hat fatale Folgen

Der grösste Arbeitgeber in der Ostschweiz ist seit Jahren in einer finanziellen Schieflage – eine Folge der drastischen Unterfinanzierung des Schweizer Gesundheitswesens. Noch im Juni forderte die kantonale Gesundheitsdirektor:innenkonferenz (GDK) gemeinsam mit Arbeitgeberverbänden, Berufsverbänden und Gewerkschaften die Kantone dazu auf, zusätzliche Gelder für gute Arbeitsbedingungen und eine gute Gesundheitsversorgung zu sprechen. Zumindest bis zur Anpassung der Tarife auf Bundesebene. Aber nichts geschah. Mit ihrer Tatenlosigkeit gefährden die Kantone nun die Versorgungssicherheit der gesamten Bevölkerung!