Verkäufer:innen fordern: bessere Arbeitsbedingungen und mehr Mitsprache bei der Digitalisierung

Über 60 Unia-Mitglieder der Branche Detailhandel fordern mehr Mitsprache bei der Digitalisierung. Zudem kritisieren sie an der heutigen Branchenkonferenz die Angriffe der Politik auf ihre Arbeitsbedingungen. Die Bürgerlichen wollen mit ihrer Salamitaktik die Ladenöffnungszeiten verlängern und den arbeitsfreien Sonntag abschaffen. Anstatt schlechtere Arbeitsbedingungen mit längeren Arbeits- und Ladenöffnungszeiten fordern die Beschäftigten höhere Löhne.

Viele Unternehmen führen neue digitale Systeme, wie beispielsweise Selbstbediente-Kassen und Sales-Based-Ordering Systems ein. Diese haben einen direkten Einfluss auf die Arbeitsbedingungen im Verkauf. Oft verdichten sie die Arbeit und bergen die Gefahr eines Stellenabbaus. Die Vorgesetzten und Geschäftsführungen erkennen Probleme in der Praxis häufig zu spät, zudem werden Rückmeldungen der Angestellten oft nicht ernst genug genommen. Die deutsche Gewerkschaft ver.di hat erreicht, dass in den Läden von H&M durch digitalisierte Abläufe freigewordene personelle Ressourcen auf der Ladenfläche einzusetzen sind. Das konnte sie so in einem speziell dafür vorgesehenen Gesamtarbeitsvertrag verankern, der auch die Mitsprache regelt.

Einführung neuer digitaler Systeme braucht Mitsprache des Personals

Die bei der Unia organisierten Verkäufer:innen fordern, dass ihre Mitwirkungsrechte bei der Beschaffung, in der Testphase sowie bei der Implementierung neuer IT-Systeme respektiert werden. Die Mitwirkungsrechte müssen z.B. in Gesamtarbeitsverträgen (GAV) ausgebaut werden. Ausserdem fordern sie, dass GAV verbindlich regeln, dass Personalressourcen, die durch digitalisierte Arbeitsabläufe frei geworden sind, für die Arbeit auf der Ladenfläche, beispielsweise bei der Beratung, eingesetzt werden.

Mehr Lohn statt mehr Sonntags- und Abendverkauf

Zurzeit stehen die Ladenöffnungszeiten und damit die Arbeitsbedingungen des Verkaufspersonals stark unter Beschuss: Bundesrat Parmelin will Luxus-Shopping am Sonntag in Städten erlauben, FDP-Nationalrat Nantermod will das Verbot der Sonntagsarbeit für Lebensmittelläden in Dörfern aufheben; eine Standesinitiative des Kantons Zürich verlangt 12 Sonntagsverkäufe; und die Stadt Bern experimentiert mit mehr Wochenendarbeit. Das sind nur einige Beispiele unter vielen.

Längere und ausgedehnte Ladenöffnungszeiten führen zu Burnout, Stress sowie weiteren gesundheitlichen Schäden und verunmöglichen ein erfüllendes Sozialleben. Die Unia-Mitglieder im Verkauf wehren sich entschieden gegen die Angriffe auf ihre Arbeitszeiten.

Zudem sind die Löhne der Verkäufer:innen immer noch unterdurchschnittlich und hinken der Produktivität hinterher: So sind die Löhne gemäss dem schweizerischen Lohnindex (SLI) seit 2016 teuerungsbereinigt um nur 0,2 Prozent gestiegen, die Produktivität in der der Branche hingegen um 1,3 Prozent pro Jahr.

Das sorgt für Unmut unter den Vekäufer:innen: Gemeinsam werden Sie an der grossen Demo für höhere Löhne am 21. September in Bern teilnehmen