Arxada bricht seine Versprechen

Keine Lohnverhandlungen, stattdessen schreibt Arxada seinen Beschäftigten einen Brief

Keine Lohnverhandlungen, kein geltender Gesamtarbeitsvertrag, zurückgenommene Zusagen: Der neue Akteur Arxada legt am Industriestandort Visp (VS) einen schlechten Start hin. Statt über die Löhne zu verhandeln, will der Käufer der früheren LSI diese ohne Einbezug von Beschäftigten oder Gewerkschaft diktieren.

Im Sommer 2021 vermeldeten die Finanzgesellschaften Bain Capital Private Equity und Cinven den Vollzug: Die von ihnen erworbene Spezialchemie-Sparte der Lonza sollte fortan Arxada heissen.

Grosse Versprechen…

Der Öffentlichkeit wurde der Wechsel mit dem Versprechen gepriesen, man wolle «Höchstleistungen erbringen» und «Potentiale ausschöpfen». Monate später mussten die Gewerkschaften Unia und Syna jedoch andere Töne vom Konzern vernehmen. Anfang November erklärten leitende Kader von Arxada, dass der bisherige Gesamtarbeitsvertrag (GAV) nicht mehr gültig sei. Die in ihm festgehaltenen Rechte der Beschäftigten wären damit fort.

…nicht gehalten

Damit bricht Arxada ein zentrales Versprechen, dass noch vor der Übernahme abgegeben worden war. Noch Mitte des Jahres hatten führende Personen des neuen Betriebs erklärt, dass die bisherigen Bedingungen und Verhältnisse 24 Monate fortgeführt würden. Dazu erklärt Martin Dremelj, leitender Gewerkschaftssekretär der Unia Wallis: «Dass Arxada den bestehenden Lonza-GAV nicht übernehmen würde, hat das Unternehmen verschwiegen. Sie tun nun das Gegenteil von dem, was sie versprochen haben.»

Kein GAV, kein Schutz

Tatsächlich hatten die Gewerkschaften Unia und Syna dem Unternehmen noch im November angeboten, den bisherigen GAV sofort wieder in Kraft zu setzen. Das lehnte Arxada ab. Ohne GAV sind die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten nicht geschützt und unterliegen der Willkür des Unternehmens.

Diktat statt Verhandlung

Was das bedeutet, zeigt sich schon jetzt: Regulär finden zu Jahresbeginn Lohnverhandlungen zwischen den Gewerkschaften und dem Unternehmen statt. Doch Arxada will 2022 keine solchen Lohnverhandlungen führen. Stattdessen schreibt das Unternehmen in einem Brief an seine Beschäftigten: «Schliesslich können wir euch mitteilen, dass wir daran sind, die Lohnerhöhungen für 2022 festzulegen.» Martin Dremelj erklärt dazu: «Wir verlangen ordentliche Verhandlungen, kein Diktat des Unternehmens. Das ist auch eine Frage der Anerkennung gegenüber der Belegschaft.»

GAV muss auch für Arxada gelten

Die Unia fordert Arxada dazu auf, den bisherigen GAV erneut in Kraft zu setzen und mit den Gewerkschaften reguläre Lohnverhandlungen zu führen. Nur so können die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten gesichert werden.