Trotz rekordhoher Auftragslage verweigert der Baumeisterverband den Bauarbeitern eine Lohnerhöhung

Die Bauwirtschaft boomt und die Auftragsbücher der Baufirmen sind prall gefüllt. Zu dieser guten Ausgangslage haben die Bauarbeiter mit ihrer Arbeitsleistung massgeblich beigetragen. Trotzdem verweigert der Baumeisterverband den Bauarbeitern die verdiente Lohnerhöhung. Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften sind heute deswegen gescheitert. Diese falsche Politik des Baumeisterverbandes hat fatale Auswirkungen für die Zukunft der Branche: Der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen. Es braucht jetzt einen Kurswechsel.

Seit Jahren sind die Umsätze im Bauhauptgewerbe stabil und bewegen sich aktuell auf historisch hohem Niveau. Die Auftragsbücher sind so voll wie nie zuvor und die Zahl der Baugesuche kletterte auf einen absoluten Rekordwert. Diese optimistische Sichtweise teilen auch die meisten Unternehmen: Gemäss KOF-Konjunkturumfrage schätzen die meisten Baufirmen die wirtschaftlichen Perspektive als gut ein.

Immer mehr Druck

Das Fundament für diese ausgezeichnete Ausgangslage haben die Bauarbeiter mit ihrer harten Arbeit gelegt. Tagtäglich leisten sie ihren Einsatz unter grossem Druck und unter schwierigen Bedingungen: Immer mehr bauen in immer kürzerer Zeit und dies mit immer weniger Personal. Die Pandemie hat die Situation auf den Baustellen noch weiter verschärft.

Doch der Baumeisterverband will die Bauarbeiter nicht am wirtschaftlichen Erfolg der Branche beteiligen. Während andere Arbeitgeberverbände der Bauwirtschaft bereits generelle Lohnerhöhungen für alle Angestellten mit den Gewerkschaften vereinbart haben, konnte sich der Baumeisterverband heute in der dritten und letzten Verhandlungsrunde nicht einmal zu einem Lohnangebot durchringen. Schon das zweite Jahr in Folge gehen die Bauarbeiter bei den Lohnverhandlungen leer aus!

Klares Zeichen

Aufgrund der Teuerung haben deshalb viele Bauarbeiter nun weniger im Portemonnaie. Nicht nur das: Gemäss Statistik des Baumeisterverbandes sind 2021 in fast allen Lohnkategorien des Bauhauptgewerbes die ausbezahlten Löhne gesunken. Gegen diese und andere Missstände demonstrierten am letzten Samstag, 30. Oktober, tausende Bauarbeiter zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Branchen in Zürich, Olten, Bellinzona und Genf.

Diese falsche Politik des Baumeisterverbandes hat fatale Auswirkungen für die Zukunft der Branche. Die Baumeister tragen eine direkte Mitschuld am wachsenden Fachkräftemangel. Denn seit Jahren sinkt die Zahl der Lernenden drastisch (minus 40 Prozent seit 2010) und immer mehr Bauleute kehren der Branche den Rücken: Jeder zweite ausgebildete Maurer verlässt früher oder später die Branche.

Erneuerung LMV 2022

Nächstes Jahr wird der gesamte Landesmantelvertrag des Bauhauptgewerbes (LMV) neu verhandelt. Dies bietet eine Chance, die realen Probleme auf den Baustellen anzugehen: mehr Schutz für die Gesundheit der Bauarbeiter, Massnahmen gegen den wachsenden Zeitdruck und eine faire Lohnerhöhung für die Leute, die unsere Häuser, Strassen, Schulen und Spitäler bauen. Es liegt in der Verantwortung des Baumeisterverbandes, diese Chance wahrzunehmen und einen Kurswechsel zu vollziehen. Alles andere stellt eine Gefahr für die Bauarbeiter sowie für die Zukunft der Branche dar.