Stopp der Uberisierung, der übermässigen Flexibilisierung und der Prekarität!

Kurier:innen von Smood und Sympathisant:innen aus allen Westschweizer Kantonen haben heute Nachmittag in Genf gemeinsam mit Unia gegen die Uberisierung und die damit einhergehende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen protestiert. Als Zeichen dafür, dass der seit Monaten ausgeübte Druck langsam Früchte trägt, hat Smood kleine Verbesserungen angekündigt. Diese setzen den inakzeptablen Bedingungen jedoch kein Ende. Die Unia und die Beschäftigten fordern die Behörden auf zu handeln, um die Einhaltung des gesetzlichen Rahmens durchzusetzen. Ein entsprechendes Schreiben wird an die Genfer Staatsrätin Fabienne Fischer gerichtet.

«Stopp der Uberisierung, der übermässigen Flexibilisierung und der Prekarität!». Unter diesem Motto hat die Aktion stattgefunden, die vom Westschweizer Komitee der Smood-Kurier:innen und der Unia organisiert wurde. Rund 50 Personen protestierten in der Nähe der Fastfood-Restaurants an der Rue du Mont-Blanc in Genf. Bei der Aktion mit einem riesigen Liefersack, der ihre prekären Arbeitsbedingungen symbolisiert, bekräftigten sie ihre Forderungen an Smood und unterzeichneten einen Brief an die für Wirtschaft und Arbeit zuständige Genfer Staatsrätin Fabienne Fischer.

Der Kampf der Kurier:innen geht weiter

Anouk (Name geändert), Kurierin bei Smood, und ihre Kolleg:innen in den anderen Westschweizer Kantonen bleiben entschlossen: «Auch diese Woche sind wie üblich Stunden von meiner Lohnabrechnung verschwunden. Seit Monaten erhalten wir weniger Stunden zugeteilt, während Smood neue Kuriere einstellt. Ich bin heute gekommen, um Smood daran zu erinnern, dass wir uns weiter engagieren werden, solange sie unsere Rechte nicht respektieren.»

Die beispiellose Bewegung in der Plattformökonomie beginnt Früchte zu tragen. Diese Woche kündigte Smood einige Verbesserungen an, mit dem Versprechen, den Lohn auf 23 Franken pro Stunde (einschliesslich Ferien und Feiertage) zu erhöhen und Anstrengungen bei der Arbeitsplanung zu unternehmen. Diese Zugeständnisse sind zwar begrüssenswert, machen den unzumutbaren Arbeitsbedingungen jedoch kein Ende.

Es braucht würdige Arbeitsbedingungen

Die Spesen, insbesondere für Fahrzeuge, werden weiterhin nicht vollständig entschädigt, die Verträge der Kurier:innen garantieren keine Mindestanzahl Arbeitsstunden (sogenannte Null-Stunden-Verträge), ein grosser Teil der Lieferungen wird weiterhin pro Minute bezahlt und Wartezeiten werden nicht vergütet.

Darüber hinaus ist Smood bislang nicht auf die Forderung der Gewerkschaften eingegangen, in wesentlichen Streitpunkten ein Schiedsverfahren unter der Ägide der Chambre des relations collectives de travail (CRCT) des Kantons Genf zu akzeptieren. Die Teilnehmer:innen der Protestaktion fordern ausserdem, dass die Streikenden, die während des Schlichtungsverfahrens im Januar entlassen wurden, sofort wieder eingestellt werden.

Die Behörden müssen die Uberisierung stoppen

Angesichts der Verweigerungshaltung von Smood haben die Kurier:innen beschlossen, sich an die Behörden zu wenden. Die Teilnehmer:innen der Aktion unterzeichneten einen Brief, der dem Genfer Staatsrat und den anderen Westschweizer Kantonen zugestellt wird. Die Beschäftigten bitten um ein Gespräch mit Staatsrätin Fabienne Fischer und fordern sie auf, alles zu tun, um Lieferdienste wie Smood oder Uber Eats zu regulieren und die inakzeptablen Arbeitsbedingungen zu beenden, die dort herrschen.

Véronique Polito, Vizepräsidentin der Unia, sagt: «Wir fordern von den Behörden konkrete und entschlossene Massnahmen. Die Uberisierung, die das Leben der Menschen ruiniert und die Gesetze untergräbt, die sie schützen sollen, muss gestoppt werden. Alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel müssen eingesetzt werden, um Smood und andere Plattformen zu zwingen, die geltenden Gesetze und Regeln sowie die Mindestlöhne einzuhalten.»

Die Kurier:innen und die Unia fordern auch Massnahmen, damit die Nutzung des öffentlichen Raumes an würdige Arbeitsbedingungen und an die Einhaltung der geltenden Gesetze und Gesamtarbeitsverträge geknüpft wird. Es müssen Kontrollen stattfinden, um zu überprüfen, ob den Arbeitnehmenden die Spesen, insbesondere für die Benutzung des Privatfahrzeugs, zurückerstattet werden. Andererseits muss der Staat seinen Kampf gegen die Scheinselbständigkeit und Schwarzarbeit fortsetzen, die von einigen Unternehmen im Bereich der Essenslieferung, wie etwa Uber Eats, praktiziert werden.