Die Lohnschere geht weiter auf. Generelle Lohnerhöhungen helfen dagegen.

2021 öffnete sich die Lohnschere auf 1:141 als Folge der stagnierenden tiefen Löhne und der steigenden Managerlöhne. Gleichzeitig schütteten die Unternehmen 82 Milliarden an das Aktionariat aus. Die Teuerung verschärft die Ungleichheit, da im Alltag vor allem die tiefen und mittleren Einkommen betroffen sind. Da sind generelle Lohnerhöhungen das effektivste Mittel, um die zunehmende Ungleichheit zu bekämpfen.

Nachdem 2020 entgegen dem langjährigen Trend die Lohnschere weit offen blieb, spreizte sie sich 2021 wieder weiter. Im Durchschnitt über die 43 grössten Schweizer Konzerne war der höchste Lohn 141 Mal grösser als der tiefste Lohn. 2020 betrug die Lohnschere noch 1:136. Die grösste Lohnungleichheit herrscht bei Roche. Dort müsste ein:e Beschäftigte:r mit dem tiefst möglichen Lohn 307 Jahre arbeiten, um auf den Jahreslohn von CEO Severin Schwan zu kommen. Das gängige Argument, dass Unternehmen sich generelle Lohnerhöhungen nicht leisten könnten, erscheint angesichts der 82 Milliarden, die an das Aktionariat ausgeschüttet wurden, unglaubwürdig. Vielmehr findet eine Umverteilung von den Lohnabhängigen zu den Managern und dem Aktionariat statt.

Aktionariat vs. Personal

Im Geschäftsjahr 2021 zahlten 40 Konzerne Dividenden in der Höhe von fast 42 Milliarden Franken aus. Zusätzlich profitierte das Aktionariat von Aktienrückkäufen in der Höhe von 40 Milliarden Franken. Dies ist ein Anstieg von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einige dieser profitablen Unternehmen entliessen gleichzeitig Personal. So zum Beispiel Novartis, das bis zu 15 Milliarden für Aktienrückkäufe verwendet und gleichzeitig Massenentlassungen vornimmt. Bereits 2021 baute das hochprofitable Unternehmen einige hundert Stellen ab und 2022 kündete es allein in der Schweiz 1400 weitere Entlassungen an. Auch Roche und die UBS tätigten hohe Auszahlungen an das Aktionariat, während sie Menschen entliessen, 400 bei Roche und 700 bei der UBS.

Tieflöhne sind trotz Milliardenausschüttungen weit verbreitet

In 50 Prozent der untersuchten Unternehmen liegen die tiefsten Löhne unter 50'712 Fr. pro Jahr. Bei 13 Monatslöhnen sind das 3900 Franken. Damit liegen sie deutlich unter der der Tieflohnschwelle, die in der Schweiz bei 53'320 Franken liegt. Das widerspiegelt eine allgemeine Entwicklung in der Schweiz. Die Reallöhne der untersten 10 Prozent in der Schweiz nahmen zwischen 2016 und 2020 bloss um 0,5 Prozent zu, während die der obersten 10 Prozent um 4 Prozent zulegten. Die Löhne der Topmanager stiegen sogar um 12 Prozent.

Generelle Lohnerhöhungen bekämpfen die Ungleichheit

Um die Lohnungleichheit zu verringern und die Tieflöhne zu erhöhen, sind generelle Lohnerhöhungen kurzfristig das effektivste Mittel. Dringend notwendig werden sie angesichts der drohenden Kaufkraftverluste aufgrund der hohen Teuerung und der drohenden Steigerung der Krankenkassenprämien in diesem Jahr. Beides trifft im Alltag vor allem Personen mit tiefen und mittleren Einkommen im Alltag Zusätzlich besteht ein Nachholbedarf, welcher nur durch generelle – nicht individuelle – Lohnerhöhungen aufgeholt werden kann. Insbesondere während der Corona-Krise mussten die Arbeitnehmenden zurückstecken. Nun sollen sie für ihre Anstrengungen endlich etwas zurückerhalten.