Die Kaufkraft der Migros-Angestellten schmilzt wie Schnee in der Sonne

Für Unia ist das Ergebnis der Lohnverhandlungen bei Migros in Zeiten hoher Inflation klar ungenügend und vor allem intransparent. Es ist inakzeptabel, dass die Migros-Beschäftigten erneut an Kaufkraft verlieren, obwohl sie in den letzten zwei Jahren wesentlich zu den hervorragenden Ergebnissen der Gruppe beigetragen haben. Die Unia prangert zudem die zunehmenden Ungleichheiten zwischen den regionalen Migros-Genossenschaften an.

Die Unia-Mitglieder, die für die Migros arbeiten, sind vom Ergebnis der Lohnverhandlungen sehr enttäuscht: Die Lohnerhöhungen für 2023 sind deutlich zu gering. Die Migros schlägt Lohnerhöhungen zwischen 2 und 2,8 Prozent vor, je nachdem, wie es den einzelnen Genossenschaften oder Unternehmenseinheiten gefällt. Während die Angestellten bereits in diesem Jahr viel an Kaufkraft verlieren, wird das nächste Jahr nicht besser werden: Es gibt weder eine allgemeine Lohnerhöhung noch einen vollen Ausgleich der Teuerung. Dabei ist es ihrer intensiven Arbeit und ihrer hohen Flexibilität zu verdanken, dass die Migros-Gruppe im letzten Jahr einen Gewinn von 668 Millionen erzielt hat. Allerdings ist eine Aufwertung der Mindestlöhne zu begrüssen.

Lohnerhöhungen müssen nachhaltig sein

Besonders schockiert waren die bei Migros arbeitenden Unia-Mitglieder über die Tatsache, dass diese Lohnerhöhungen bis zur Hälfte in Form von Migros-Einkaufsgutscheinen verteilt werden können. Gutscheine haben in einer Lohnverhandlung nichts zu suchen: Sie führen nicht zu nachhaltigen Lohnerhöhungen. Dabei wären sie in diesem Wirtschaftszweig, in dem hauptsächlich Frauen arbeiten und dessen Löhne immer noch weit unter dem Schweizer Durchschnitt liegen, dringend notwendig. So bleiben die strukturellen Ungleichheiten bestehen. Denn auch ein einmaliger Gutschein wird sicherlich nicht dazu beitragen, die Stromrechnungen oder die steigenden Krankenkassenprämien zu bezahlen.

Zweiklassengesellschaft für Migros-Angestellte

Unterschiedliche Real- und Mindestlohnerhöhungen pro Genossenschaftsregion oder Unternehmenseinheit verstärken die Einkommensungleichheit zwischen den Regionen noch weiter. So erhalten die Angestellten der Migros im Tessin einen Mindestlohn von 4000 Franken, während es in anderen Genossenschaften 4200 Franken sind. Jahr für Jahr steigen die Effektivlöhne der Regionen und Unternehmenseinheiten unterschiedlich. Es ist unverständlich, dass die Angestellten desselben Konzerns, der in der ganzen Schweiz die gleichen Produkte zum gleichen Preis verkauft, solch unterschiedliche Real- und Mindestlöhne haben.

Ein weiteres Senken der Kaufkraft für die Migros-Angestellten ist untragbar. Die Migros muss jetzt ihre soziale Verantwortung wahrnehmen, die drohende Armut aufgrund von Tieflöhnen bekämpfen und die Gesundheit des Personals schützen. Die Unia-Mitglieder, die bei Migros arbeiten, fordern zudem, dass ihre Gewerkschaft sie im Rahmen der Sozialpartnerschaft vertreten kann.