Stress soll als Berufskrankheit besser anerkannt werden

Heute werden die Folgen berufsbedingter Stresserkrankungen über die Krankenversicherung und damit von der Allgemeinheit bezahlt. In den letzten Jahren haben die Erkrankungen wegen Stress auf der Arbeit stark zugenommen, und auch die Krankenkassenprämien steigen immer weiter – doch die Verursacher können sich bisher aus der Verantwortung stehlen. Mit einer parlamentarischen Initiative von Nationalrat Baptiste Hurni wollen die SP und die Gewerkschaft Unia dafür sorgen, dass Stresserkrankungen leichter als Berufskrankheiten anerkannt werden.

22 Milliarden Franken: So viel könnten berufsbezogene Erkrankungen die Schweiz im Jahr 2022 gekostet haben. Denn laut internationalen Studien belaufen sich die Schäden durch solche Erkrankungen in entwickelten Volkswirtschaften auf mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ein Grossteil dieser Kosten wird von der Allgemeinheit und nicht von den Arbeitgebern getragen.

Stresserkrankungen sind ungenügend anerkannt

Eine heute eingereichte parlamentarische Initiative von Nationalrat Baptiste Hurni verlangt eine bessere Anerkennung von Stresserkrankungen als Berufskrankheit. In Zukunft soll es genügen, wenn für Krankheiten, die nicht auf der bestehenden Liste der Berufskrankheiten fungieren, nachgewiesen werden kann, dass sie «vorwiegend» (und nicht mehr «stark überwiegend») durch die berufliche Tätigkeit verursacht wurden. Konkret bedeutet dies, dass für diese Krankheiten der Kausalzusammenhang mit dem Beruf nicht mehr zu mehr als 75%, sondern nur zu mehr als 50% nachgewiesen werden muss.

Besserer Schutz für die Beschäftigten

Damit würde sich der Versicherungsschutz für die Betroffenen verbessern. Die Gesundheitskosten müssten vermehrt dort bezahlt werden, wo sie verursacht werden. Die Arbeitgeber würden bezüglich ihrer Fürsorgepflicht in die Verantwortung genommen und die Prävention in den Betrieben könnte gestärkt werden.

Aktuelle Regelung ist nicht zeitgemäss

Die heutige Regelung entspricht zudem nicht mehr den aktuellen Erkenntnissen der Arbeitsmedizin und der Arbeitswissenschaften. Denn diese zeigen, dass die sogenannten berufsassoziierten, meist stressbedingten Gesundheitsstörungen aufgrund der Veränderungen in der Arbeitswelt (Verdichtung, Termindruck, zunehmende Entgrenzung von Privatleben und Arbeit, wachsender Dienstleistungssektor) stark zunehmen.

Postulat will Prävention stärken

Eine bessere Prävention der psychosozialen Erkrankungen strebt zudem das gleichzeitig eingereichte Postulat von Nationalrat Baptiste Hurni an, welches den Bundesrat auffordert, zusätzlich eine Strategie zur Prävention der berufsbedingten psychosozialen Erkrankungen vorzulegen.