Patient:innensicherheit in St. Galler Spitälern gefährdet: Bevölkerung demonstriert gemeinsam mit dem Spitalpersonal gegen Abbaupläne

3000 Personen forderten an der heutigen Demonstration in St. Gallen den sofortigen Stopp des Stellenabbaus in den St. Galler Spitälern. Die Anwesenden forderten den Kantonsrat und die Regierung dazu auf, die Finanzierungslücke zu schliessen, um weiterhin eine gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu garantieren. Jede Entlassung gehe auf Kosten der Gesundheit von Angestellten und Patient:innen, was klar dem Volkswillen widerspricht. Die Bevölkerung hatte 2021 mit der Annahme der Pflegeinitiative ein klares Votum für eine starke Pflege mit guten Arbeitsbedingungen und genügend Personal abgegeben.

Rund 3000 Menschen gingen heute in St. Gallen auf die Strasse, um gegen die Abbaupläne des St. Galler Spitalverbunds zu demonstrieren. Zur Demo aufgerufen hat ein Komitee aktiver Pflegefachpersonen, Ärzt:innen, Röntgenassistent:innen, Laborfachpersonal, Operationsteams, Hebammen, Rettungsanitäter:innen und das lokale Bündnis «Gemeinsam für das Gesundheitspersonal». In den öffentlichen Spitälern sollen trotz Personalnot und Krise in der Pflegeversorgung rund 440 Stellenäquivalente abgebaut werden. Die Bevölkerung solidarisierte sich an der Kundgebung mit den Spitalangestellten und forderte den sofortigen Stopp der Kündigungen und die Rücknahme der bereits ausgesprochenen Entlassungen. Die Demonstrierenden forderten weiter den Kantonsrat und die Regierung dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, die finanziellen Lücken zu schliessen, um so ein, in Zukunft absehbares, Desaster abzuwenden. Der Kanton könnte die Finanzlage ohne weiteres entschärfen, indem er die Neubauten der St. Galler Spitäler mitfinanzieren würde, um so Fehler der Vergangenheit, welche u.a. durch das Baumoratorium entstanden, zu korrigieren.

Jede Stelle zählt

Die Angestellten warnten: Entlassungen gehen auf Kosten der Gesundheit von Mitarbeitenden und Patient:innen. Sina Auer, stellvertretende Stationsleiterin betonte kürzlich in der work-Zeitung: «Wir brauchen mehr Leute, nicht weniger!» Bei jedem weiteren Stellenabbau wäre die Patient:innensicherheit in Gefahr und bei der Pflege müssten Abstriche gemacht werden. Patient:innen würden beispielsweise Medikamente nicht mehr rechtzeitig erhalten oder die Pflegenden müssten sich anstelle einer Ganzkörperpflege auf die Mund- und Intimpflege beschränken. Eine Ärztin der Notfallabteilung warnte zudem vor längeren Wartezeiten im Notfall für Leute, die nicht gerade in einem kritischen Zustand seien. Für eine gute Gesundheitsversorgung zählt somit jede Stelle.

Ärztliche Aus- und Weiterbildung garantieren

Die anwesenden ärztlichen Kolleg:innn betonten die Wichtigkeit der öffentlichen Spitäler in der Aus- und Weiterbildung von Gesundheitsfachpersonal. Sowohl die Pflege als auch die ärztliche Belegschaft würde fast ausschliesslich durch die öffentlichen Spitäler ausgebildet. Dieser Sonder-Effort müsse ausreichend honoriert und somit finanziert werden, um auch in Zukunft für ausreichend Fachpersonal zu sorgen. Sonst drohe eine eklatante Unterversorgung. Beispielhaft hierfür sei die Grundversorgung, welche bereits heute mit einer alternden Ärzteschaft und zu wenig Nachwuchs zu kämpfen hat. Zudem führte bereits die vorangehende Schliessung der Spitäler Rorschach, Flawil und Wattwil zu einem Wegfall wertvoller Weiterbildungsplätze, sodass weitere Abstriche bei diesen keinesfalls toleriert werden dürfen.

Volkswillen ignoriert – Schweizer Gesundheitswesen unterfinanziert

Das Stimmvolk hatte 2021 mit der klaren Annahme der Pflegeinitiative gezeigt, dass es eine starke Pflege mit guten Arbeitsbedingungen und genügend Personal will. Die Initiative hielt zudem fest, dass es dazu eine angemessene Abgeltung der Pflegeleistungen braucht. Gehandelt haben bisher aber weder Bund noch Kantone. Die Vorgänge in St. Gallen stehen exemplarisch für die politischen und finanziellen Probleme des Gesundheitswesens in der gesamten Schweiz. Die Versorgungssicherheit der gesamten Bevölkerung ist damit in Gefahr! Bund und Kantone müssen umgehend für eine faire Spital- und Pflegefinanzierung sorgen!

 

Gemeinsame Medienmitteilung Bündnis «Gemeinsam mit dem Gesundheitspersonal»