Angestellte wehren sich gegen skandalöse Massenentlassung im Kantonsspital St. Gallen

Angestellte des Kantonsspitals St. Gallen protestieren vor dem Eingang gegen die Massenentlassung

Die Angestellten der St. Galler Spitäler versammelten sich heute vor dem Eingang des Kantonspitals, um gegen die Streichung von 440 Stellen zu protestieren. Sie warnen: Die Patient:innensicherheit aber auch die Gesundheit der verbleibenden Mitarbeitenden wären damit stark gefährdet.

Genau 4 Minuten, 40 Sekunden klatschten die Angestellten der St. Galler Spitäler vor den Türen ihres Arbeitgebers und protestierten damit gegen den riesigen Stellenabbau. Entgegen den Aussagen der Spitalleitung vor den Medien sollen auch 120 Vollzeitstellen in der Pflege gestrichen werden!

Patient:innensicherheit und Pflegequalität gefährdet

Diese Entlassungen gehen direkt auf Kosten der Gesundheit von Mitarbeitenden und Patient:innen. Denn schon jetzt gibt es zu wenig Personal, strenge Dienstpläne und massive Überstunden. Bei jedem weiteren Stellenabbau wäre die Patient:innensicherheit stark gefährdet.

Lea Meier, Dipl. Pflegefachfrau ist besorgt: «Wenn Stellen gestrichen werden, fehlt Personal und das bedeutet, dass alle anderen mit dem gleichen Pensum mehr Arbeit übernehmen müssen. Das führt zu einer Überlastung und damit zu mehr Fehlern. Dass ich eine davon bin, welcher solche Fehler unterlaufen könnten, die ich dann mit meinem Gewissen ausmachen müsste, stimmt mich sehr traurig.»

Volkswillen ignoriert

Annina Hutter, Fachverantwortliche Pflege, findet den Stellenabbau einfach nur fahrlässig. Denn neben diplomierten Pflegefachleuten sollen auch Pflegeexpert:innen und Ausbildner:innen entlassen werden. Das wäre fatal, denn es braucht Expertise für die komplexen Patient:innensituationen und es braucht auch Ausbildner:innen, die die Pflegenden von morgen betreuen.

Das Stimmvolk hat 2021 mit der Annahme der Pflegeinitiative klar gezeigt, dass es eine gute Pflege mit guten Arbeitsbedingungen und genügend Personal will und die Politik entsprechende Massnahmen ergreifen muss. Vor diesem Hintergrund sind die Entlassungen in St. Gallen völlig verantwortungslos.

Unterfinanzierung des Gesundheitswesens hat gefährliche Folgen

Die St. Galler Spitäler, der grösste Arbeitgeber in der Ostschweiz, sind seit Jahren in einer finanziellen Schieflage – ein Symptom der drastischen Unterfinanzierung des Schweizer Gesundheitswesens. Es braucht dringend eine Anpassung der Tarife auf Bundesebene. Bis dies geschieht, müssen aber die Kantone einspringen und zusätzliche Gelder für gute Arbeitsbedingungen und eine gute Gesundheitsversorgung sprechen. Mit ihrer Tatenlosigkeit gefährden die Kantone nun die Versorgungssicherheit der gesamten Bevölkerung.

Politik muss Verantwortung tragen – nicht Angestellte und Patient:innen

Mit ihrer Aktion vor dem Kantonsspital St. Gallen fordern die Angestellten der St. Galler Spitäler den Kantonsrat und die Regierung dazu auf, die Verantwortung an dem Desaster zu übernehmen und die finanziellen Defizite zu tragen. Die Spitalleitung muss sofort jeglichen Stellenabbau stoppen und die Kündigungen zurückziehen. Zudem fordern die Angestellten die Spitalleitung dazu auf, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, damit die St. Galler Spitäler ein attraktiver Arbeitgeber bleiben.

Solidaritätsdemo in St. Gallen – sei dabei!

Am 11. November gehen wir gemeinsam wir in St. Gallen auf die Strasse, um der Politik klarzumachen, dass der Stellenabbau im Gesundheitswesen uns alle betrifft. Komm auch du an die Solidaritäts-Demo und unterstütze deine Pflege-Kolleginnen in St. Gallen!
Trage als Zeichen der Solidarität mit den gekündigten Mitarbeitenden eine schwarze Trauerbinde um den Arm.
Treffpunkt: 13.00 Uhr auf dem Kornhausplatz in St. Gallen.

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