Danke André!

Kann ein SP-Generalsekretär, der mit allen Wassern gewaschen ist, ein guter Gewerkschafter werden? André Daguet konnte es.

1996 wurde André in die Leitung der Gewerkschaft SMUV gewählt als Verantwortlicher für Kampagnen und Kommunikation. Er entdeckte die Welt der Betriebe, der Industrie, der gewerkschaftlichen Vertrauensleute – und war bald selber mitten drin. Es war für ihn eine neue Welt, in vielem anders als er sie sich vorgestellt hatte. André identifizierte sich dabei ganz besonders mit den Arbeiterinnen und Arbeitern in der Industrie. Er sah sie als wichtige Säule, sowohl für die gewerkschaftliche Arbeit als auch für die Ökonomie der Schweiz.

Ab 1997 beteiligte sich André an der Weiterentwicklung der Gewerkschaften, die schliesslich in die Gründung von  Unia münden würde. Zuerst ging es punktuelle Kooperationen, bei der Bildung, der IT und bei den Zeitungen. Plattform für diese Kooperation war das «Gewerkschaftshaus SMUV-GBI» um das gemeinsame Gewerkschaftshaus von SMUV und GBI, dessen Programm Daguet mitverfasste. André trieb diese Projekte zusammen mit anderen voran. Sein ganz besonderes Herzensanliegen war die Lancierung der Gewerkschaftszeitung „work“, deren erster Verwaltungsratspräsident er wurde.

Der Pakt

2000 kam es im SMUV zum Wahlkampf um die Nachfolge von Präsidentin Christiane Brunner, in welchem André Daguet und auch der Schreibende antraten. André vertrat die Perspektive einer tieferen Integration des «Gewerkschaftshauses». Das trug ihm das Etikett «Fusionist» ein. Ich selbst war auch für eine weitere Zusammenarbeit, wollte aber sicherstellen, dass die Branchenstrukturen und Branchenidentitäten nicht untergingen. In dieser Situation schlossen André und ich einen Pakt: Wer immer gewinnen würde, wir versprachen uns,  weiterhin zusammenzuarbeiten. So sind wir miteinander in die Versammlungen vor der Wahl gegangen und viele waren überrascht über unser loyales Fechten. 

Wir hielten uns an unseren Pakt. Ich wurde als Präsident des SMUV gewählt, André Daguet – wie auch Werner Funk – als Vizepräsident. Im Trio führten die manchmal schwierigen Fusions-Verhandlungen zusammen. Jeder hatte seine Rolle: André war der Analytische, der Visionäre und Programmatische. Verschiedene Texte, die vor und während der Gründung der Unia entstanden,  tragen seine Handschrift. Unsere Trio und jenes der GBI bildeten miteinander die «Sechser-Bande», welche die drei Vorgängergewerkschaften letztlich erfolgreich in die Unia führte.

Das Käppli

Danach setzte sich André Daguet zuvorderst dafür ein, dass die gewerkschaftliche Arbeit in der Industrie ihre Bedeutung behalten sollte. Er tat dies – gegen alle voreiligen Unkenrufe, die Industrie sei ein Auslaufmodell.

Sein Kardinalsfrage war gleichzeitig: Werden wir als Unia rasch eine neue gemeinsame Identität schaffen können? Es gelang. In nur kurzer Zeit wurden  Namen und Erscheinungsbild der Unia zum Markenzeichen für Gewerkschaf schlechthin. Das ist mit das Werk von André Daguet. Stolz trug er jeweils das Unia-Käppli. Für uns unvergesslich: Danke André!

Renzo Ambrosetti, Co-Präsident Unia