Notime-Angestellte protestieren für ihre Rechte

Seit 2015 stellt der Velo-Kurierdienst Notime mehrheitlich junge Menschen als Scheinselbständige an und schickt sie unter grossem Zeitdruck ohne Versicherungsschutz auf die Strasse. Die Fahrer/innen haben sich an die Unia gewandt und der Gewerkschaft ein breites Mandat für Verhandlungen mit Notime gegeben. Doch die Firma verweigert Gespräche. Heute protestieren die Notime-Angestellten in Bern.

Beim Kurierdienst Notime herrschen üble Zustände: Über seine Online-Plattform beschäftigt Notime über 400 Personen als Scheinselbständige. Seit über zwei Jahren fahren Kurier/innen für 22-25 Franken pro Stunde ohne Sozialleistungen, ohne Entschädigung für Fahrräder und ohne Unfallversicherung. Sie erhalten auch keine Ferienzulagen, keine Feiertagsentschädigung, keinen Lohn bei Krankheit oder Unfall und keinen 13. Monatslohn.

Auf Druck der Öffentlichkeit und der Sozialversicherungen stellt Notime ab 1. Oktober seine Fahrer/innen an. Doch dafür sollen die Angestellten teuer bezahlen: Mit der Unterzeichnung der neuen Verträge sollen sie alle Ansprüche auf ihnen zustehende Leistungen aus der Vergangenheit aufgeben.

Schlechte Anstellungsbedingungen

Die von Notime offerierten Arbeitsbedingungen ab 1. Oktober sind zudem ungenügend. Neben der Aufgabe aller Ansprüche sollen die Fahrer/innen neuerlich eine Probezeit absolvieren. Weiterhin gibt es keinen Auslageersatz für private Arbeitsgeräte. Auch die Stundenlöhne sind mit 20.80 Fr. deutlich unter Branchenniveau und in Städten wie Zürich, Bern oder Basel nicht angemessen.

Protest nach Wortbruch von Notime

Die Belegschaft organisierte sich daher bei der Unia und mandatierte die Gewerkschaft in verschiedenen Städten, ihre Interessen zu vertreten. Daraufhin willigte Notime in Gespräche mit der Unia und gewählten Belegschaftsvertreter/innen ein. Dabei sollte über konkrete Anliegen der Fahrer/innen gesprochen werden, die die Ansprüche aus der Vergangenheit und die neuen Anstellungsbedingungen betreffen.

Dann der Wortbruch: Notime liess das Treffen zwei Stunden vor Beginn platzen, als die Delegation der Arbeitnehmer/innen bereits unterwegs war. Seither ignoriert das Unternehmen die Rechte der Angestellten im Betrieb und ist nicht bereit, Gespräche mit den gewählten Vertreter/innen der Belegschaft aufzunehmen. Die Angestellten des Kurierdiensts machen heute mit einer Protestaktion in Bern auf die Missachtung ihrer Rechte aufmerksam.

Es braucht einen Gesamtarbeitsvertrag

Die Fahrer/innen fordern, dass Notime auf Verhandlungen über einen Firmen-Gesamtarbeitsvertrag einsteigt. Zudem muss Notime rückwirkend Entschädigungen für entgangene Sozialleistungen, Feriengelder, Nutzung privater Arbeitsgeräte und allfällige nicht versicherte Unfall- und Krankheitskosten leisten. Die Unia unterstützt die Fahrer/innen auf Basis eines breiten Mandats der Belegschaft, ihre kollektiven Anliegen gegenüber der Geschäftsleitung zu vertreten.