Offener Brief der Gärtner/innen: Raus aus der Tieflohnzone!

Die gewerkschaftlich aktiven Gärtner/innen haben an ihrer heutigen Berufskonferenz in Bern einen offenen Brief an JardinSuisse verabschiedet: Der neue Gesamtarbeitsvertrag (GAV) muss echte Verbesserungen statt Scheinlösungen garantierten. Dumping-Löhne müssen endlich der Vergangenheit angehören. Um ihren Standpunkt zu bekräftigen, haben die Gärtner/innen zum Abschluss ein grosses trojanisches Pferd durch die Berner Innenstadt gezogen.

An ihrer heutigen Berufskonferenz haben 50 Gärtnerinnen und Gärtner aus der ganzen Deutschschweiz die Situation in ihren Betrieben sowie in der Branche intensiv debattiert. Trotz oder gerade wegen der Vielfalt in der grünen Branche sind sich die Delegierten einig: Es braucht bessere Arbeitsbedingungen – fünf Wochen Ferien, ein anständiges Modell der Frühpensionierung und ein Ende der Dumping-Löhne in der Branche.

Verbesserungen statt leere Image-Kampagne

Aktuell erarbeitet JardinSuisse einen neuen Gesamtarbeitsvertrag – die Mehrheit der Arbeitnehmenden schliesst der Verband aber von den Verhandlungen aus. Deshalb warnen die Gärtner/innen: «Wir arbeiten hart und leisten qualifizierte Arbeit. Wir wollen nicht länger mit Scheinlösungen abgespiesen werden, damit JardinSuisse das angeschlagene Image der Branche aufwerten kann», wie eine Delegierte aus Bern erklärt.

Tiefste Löhne im handwerklichen Bereich

Die Arbeitsbedingungen der grünen Branche gehören weiterhin zu den schlechtesten im handwerklichen Bereich. Einen konkreten Missstand bilden nach wie vor die Löhne: So liegt der tiefste Mindestlohn bei 3‘800 Franken – 700 Franken weniger als der tiefste Mindestlohn im Bauhauptgewerbe. Der Gesamtarbeitsvertrag ist nicht allgemeinverbindlich, weshalb viele Gärtner/innen sogar noch weniger verdienen. «Die Krankenkassenprämien steigen. Die Mieten steigen. Das Leben wird teurer. Wie soll ich mit 3‘800 Franken meine Rechnungen noch bezahlen?», fragt ein Delegierter aus Winterthur.

Gärtner/innen machen Druck

Um ihren Standpunkt zu bekräftigen, haben die Delegierten einen offenen Brief an JardinSuisse verabschiedet. Darin halten sie fest: Für eine grüne Branche mit Zukunft braucht es echte Verbesserungen statt Scheinlösungen. Ihre Meinung haben die Gärtner/innen zum Abschluss der Berufskonferenz mit einer symbolischen Aktion untermauert. Vom Stadtgarten Kleine Schanze aus haben sie ein grosses trojanisches Pferd durch die Stadt gezogen. Ganz nach dem Motto: «Zurück zum Absender», wie es ein Gärtner formuliert hat.

Die Mehrheit der organisierten Gärtner/innen sind Mitglied der Gewerkschaft Unia, viele davon aktiv. In der Romandie gibt es mehrere Gesamtarbeitsverträge mit der Unia. JardinSuisse weigert sich jedoch, in der Deutschschweiz mit der Unia zu verhandeln.