Gesundheit und Leben der Bauarbeiter sind nicht käuflich!

Während mehr als eines Jahres hat der Schweizerische Baumeisterverband Verhandlungen über den neuen Landesmantelvertrag sowie die Sicherung der Rente mit 60 verweigert. Jetzt versucht er per Diktat Arbeit auf Abruf durchzusetzen, so dass die Bauarbeiter sich krank und invalid schuften müssen. Die Gewerkschaften haben einen ausgewogenen Gegenvorschlag gemacht und verlangen, dass die Baumeister an den Verhandlungstisch zurückkehren.

An der heutigen Verhandlungsrunde zum neuen Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe sowie zur Frührente auf dem Bau hat der Schweizerische Baumeisterverband den Gewerkschaftsvertretern endlich ein erstes Angebot unterbreitet. Was auf den ersten Blick verlockend aussieht, ist aber höchst gefährlich: Eine Lohnerhöhung sowie weniger Abbau bei der Frührente gegen eine in den Augen der Baumeister «notwendige» Flexibilisierung der Arbeitszeit. Doch im Kern ist der Vorschlag eine Zumutung und respektlos gegenüber den hart arbeitenden Bauarbeitern.

Gefährlicher Wolf im Schafspelz

Die Baumeister verlangen, dass sie Arbeit auf Abruf einführen und die Bauarbeiter über Monate bis zu 50 Stunden pro Woche schuften lassen können. Und sie wollen den Schutz bei Schlechtwetter abbauen. Gemäss Vorschlag des Baumeisterverbandes sollen zudem die Bauarbeiter alleine für die Sicherung der Rente mit 60 bezahlen. Und es ist zu befürchten, dass sie schon bei den nächsten Lohnverhandlungen wieder jegliche Lohnerhöhung verweigern.

Die Antwort der Bauarbeiter ist klar: Eine Lohnerhöhung und die Rente mit 60 nützen nichts, wenn sie sich wegen noch längeren Arbeitstagen krank schuften oder vor dem Rentenalter schwer verunfallen. Die Gesundheit und das Leben der Bauarbeiter sind nicht käuflich. Schon heute ist der Druck auf dem Bau enorm, die Arbeitstage etwa bei grösster Hitze zu lang: Es ist möglich, in Ausnahmefällen bis zu 12,5 Stunden pro Tag zu arbeiten. Nun soll das mit bis zu 200 Überstunden und 100 Minusstunden zur Norm werden.

Das grenzt an «Arbeit auf Abruf» und ist für die Bauarbeiter schlicht nicht zumut- und leistbar. Die Gewerkschaften Unia und Syna haben einen Vorschlag gemacht, wie die aktuelle Arbeitszeitlösung vereinfacht werden kann, ohne dass die Bauarbeiter dies mit ihrer Gesundheit oder gar dem Leben bezahlen.

Geduld der Bauarbeiter bald zu Ende

Unia und Syna fordern den Baumeisterverband auf, konstruktiv über den neuen Landesmantelvertrag und die Rente mit 60 zu verhandeln. Seit über einem Jahr ist bekannt, dass es zur Sicherung der Rente mit 60 vorübergehend Massnahmen braucht. Bis im Juli dieses Jahres hat sich der Baumeisterverband jedoch geweigert, über Lösungen zu diskutieren. Es ist erfreulich, dass die Baumeister heute in diesem Punkt ihre Position geändert haben und bereit sind, Massnahmen auf der Beitrags- und der Leistungsseite vorzunehmen. Das zeigt:

Lösungen sind möglich

Wenn der Baumeisterverband jedoch weiter blockiert resp. eine völlig verantwortungslose Deregulierung der Arbeitszeit durchsetzen will, ist die Geduld der Bauarbeiter bald zu Ende. In einer Abstimmung haben sich 93 Prozent für Streiks ausgesprochen, falls es keine Verhandlungslösung gibt. Dann steht uns ein ganz heisser Herbst auf den Baustellen bevor.

Gemeinsame Medienmitteilung der Gewerkschaft Unia und Syna