Der Bau steht still: 3000 Bauarbeiter protestieren im Tessin

Zum Auftakt der nationalen Protestwelle auf dem Bau haben heute 3'000 Bauarbeiter aus dem ganzen Kanton Tessin in Bellinzona ihre Arbeit niedergelegt. Sie kämpfen für die Rente mit 60. Sie wehren sich gegen den Angriff des Schweizerischen Baumeisterverbandes auf die Gesundheit und die Würde der Bauarbeiter und gegen Lohndumping.

3000 Bauarbeiter aus dem Kanton Tessin versammelten sich heute Vormittag in Bellinzona. In aller Deutlichkeit zeigten sie: Die Bauarbeiter haben die Nase voll. «Zuerst weigern sich die Baumeister neun Monate lang, über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Nun versuchen sie, die Bauarbeiter zu erpressen. Kein Wunder sind die Bauarbeiter wütend!», sagt Dario Cadenazzi, Tessiner Bauverantwortlicher der Gewerkschaft Unia. Nach fast einem Jahr Blockade der Verhandlungen und Erpressung haben die Bauarbeiter nun genug. Sie kämpfen für die Rente mit 60, gegen Lohndumping und gegen überlange Arbeitstage, die ihre Gesundheit gefährden.

Auftakt zu einem heissen Herbst

«Die Bauarbeiter sind bereit zu kämpfen und sich für ihre Rechte zu wehren – dies haben sie heute eindrücklich demonstriert», stellt Paolo Locatelli, Bauverantwortlicher der Gewerkschaft OCST fest. «Die Baumeister müssen von ihren unmenschlichen Forderungen abkommen und endlich über Lösungen verhandeln», ergänzt Locatelli. Die heutige Protestaktion war nur der Auftakt für einen heissen Herbst: Morgen finden Proteste in Genf statt, weitere Regionen folgen.

Worum es im Baukonflikt geht

Ende Jahr läuft der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) aus. Und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es zeitlich befristet zusätzliche Massnahmen. Zuerst hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Er hat so eine Lösung unnötig verzögert.

18‘000 Bauarbeiter an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 haben den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht: Seit August 2018 wird verhandelt, eine Lösung liegt auf dem Tisch: Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt. Aber: Der Baumeisterverband erpresst nun die Bauarbeiter. Er ist nur bereit, diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmen: Bereits heute dauern die Arbeitstage der Bauarbeiter im Sommer bisweilen 12 Stunden. Die Gesundheit der Bauarbeiter leidet.

Mit dem Vorschlag des Baumeisterverbandes müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu 12 Stunden haben. Das ist ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führen die Forderungen des Baumeisterverbandes zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen. Nun haben die Bauarbeiter genug: Sie kämpfen mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz für ihren Vertrag und die Sicherung der Rente mit 60.

Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia, Syna und OCST.