Pflegende fordern von Bund und Kantonen sofortige Massnahmen

An der heutigen digitalen Branchenkonferenz Pflege und Betreuung der Unia berichteten die Teilnehmenden über unhaltbare Zustände während der Corona-Pandemie in Alters- und Pflegeheimen. Sie verabschiedeten eine Resolution, in der sie Bund und Kantone auffordern, ihre Verantwortung endlich wahrzunehmen und sofortige Entlastungmassnahmen zu ergreifen.

Die rund 30 Teilnehmenden der heutigen digitalen Branchenkonferenz Pflege und Betreuung waren sich einig: Sie stossen derzeit an ihre Grenzen. Bund und Kantone müssen umgehend Massnahmen ergreifen, um das Pflege- und Betreuungspersonal in der Betagtenpflege zu entlasten. Sie haben dazu eine Resolution verabschiedet.

Viele Ansteckungen und Personalausfälle

Während es in der ersten Pandemiewelle vor allem an Schutzmaterial fehlte, ist derzeit der akute Personalmangel das grösste Problem. Die Personalausfälle sind so gravierend, dass in Alters- und Pflegeheimen teilweise sogar positiv getestete Pflegende eingesetzt werden. Sie gefährden damit sich selbst, die Betagten und ihre Arbeitskolleg:innen. Die Teilnehmenden der Branchenkonferenz fordern deshalb von den Kantonen:

  • Pflegende mit einer vermuteten oder nachgewiesenen Covid-19-Infektion dürfen unter keinen Umständen zur Arbeit herangezogen werden. Sie sollen in Isolation bleiben und sich zu Hause auskurieren können.
  • Die Kantone müssen für genügend Personal in der Betagten-Pflege und -Betreuung sorgen: Insbesondere durch heim- und kantonsübergreifende Personalpools oder durch zusätzliche Hilfe von Zivildienstleistenden und dem Militär.

Überlastung vorprogrammiert

Das verbleibende Personal häuft derzeit Überstunden an und steht im Dauereinsatz. An freien Tagen trotzdem zur Arbeit zu gehen, ist nicht mehr die Ausnahme, sondern die Norm. So gravierend die aktuelle Situation ist, so wenig überraschend kommt sie. Die Pandemie zeigt, dass die Heime durch ewige Sparmassnahmen und die Ökonomisierung der Pflege bereits vorher am Limit waren. Das Personal aus Pflege und Betreuung fordert deshalb von Bund und Kantonen:

  • Das Pflege- und Betreuungspersonal muss sich nach der Pandemie von den Strapazen erholen können, ansonsten wird die bereits sehr hohe Berufsausstiegsrate dramatische Ausmasse annehmen. Die zukünftige Entlastung der Pflegenden muss jetzt geplant werden!
  • Es braucht nach der Pandemie «Zeit» im Sinne einer Kompensation der Überstunden und einer Arbeitszeitreduktion, «Geld» in Form einer längst überfälligen Lohnerhöhung sowie zusätzliches Personal durch die Förderung der Aus- und Weiterbildung sowie höhere Stellenschlüssel.