Migros lässt Mitarbeitende im Stich

2020 war für die Migros laut ihrem Chef Fabrice Zumbrunnen ein «gutes Jahr». Und doch wird der Grossverteiler auf Anfang Jahr den durch Kurzarbeit verursachten Lohnausfall nicht mehr zu 100 Prozent kompensieren. Das ist unverantwortlich und unanständig von einem Unternehmen, das von der Krise profitiert. Für ihr Personal mit Tieflöhnen zählt jeder Franken. Die Unia fordert, dass Migros die Löhne des Personals weiterhin zu 100% entschädigt.

Es ist ein unverständlicher Widerspruch: Einerseits freut sich Fabrice Zumbrunnen in den Medien über den guten Abschluss der Migros; andererseits kürzt er seinen Mitarbeitenden in Kurzarbeit den Lohn. Statt wie bis anhin die staatliche Kurzarbeitsentschädigung auf 100% des effektiven Lohns aufzustocken, sollen Migros-Mitarbeitende ab Anfang Jahres nur noch 80% ihres Lohnes erhalten. Die Konsequenzen sind schwerwiegend: Eine alleinerziehende Mutter mit einem 60% Pensum als Verkäuferin bei der Migros sorgt sich: «Ich weiss nicht, wie ich mit 20% weniger Lohn über die Runden kommen soll. Die Grenze des Machbaren habe ich längst erreicht.»

Eine Fehlentscheidung mit schwerwiegenden Folgen

Aber auch volkswirtschaftlich kommt die Entscheidung der grössten Schweizer Arbeitgeberin zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Gerade in Krisenzeiten wäre es entscheidend, dass der Binnenkonsum nicht weiter einbricht; wobei gerade Geringverdienende, die jeden Lohnfranken auch wieder ausgeben, hier einen wichtigen Beitrag leisten. Die Migros knausert also am falschen Ort. Wobei ihr Verhalten durchaus System hat. Bereits die für 2021 von Migros im Herbst kommunizierten Lohnerhöhungen lagen deutlich unter denjenigen ihrer Konkurrentinnen und wurden zudem nur einzelnen ausgewählten Mitarbeitenden gewährt. Vom Stellenabbau der letzten Jahre und Monate in mehreren Genossenschaften und Geschäftseinheiten gar nicht erst zu reden.

Die Leistung der Mitarbeitenden verdient Anerkennung

Dabei hätten die Migros-Mitarbeiter Besseres verdient; und Migros hat auch die Mittel dazu. Migros Zürich beispielsweise konnte im letzten Jahr trotz Pandemie ihren Umsatz deutlich steigern. Der Online-Handel ist umsatzmässig explodiert; sowohl der Lebensmittel- als auch der Non-Food-Online-Handel weisen Wachstumsraten zwischen 20 und 60 % auf. Es ist unanständig, dass die Migros diese Gewinne nicht gerechter verteilt.

Die Unia fordert von der Migros, dass sie zu ihrer sozialen Verantwortung steht und ihre Mitarbeitenden in Kurzarbeit weiterhin und per sofort zu 100% entlöhnt.