Pflegende fordern Sofortmassnahmen und sind bereit für den Frauenstreik

Die Pflegenden schlagen an der heutigen Branchenkonferenz erneut Alarm: behält der Bundesrat das Schneckentempo bei der Umsetzung der Pflegeinitiative bei, verlassen bis zu deren Umsetzung weitere 15'000 Pflegende den Beruf. Sie fordern deshalb erneut die Umsetzung von fünf Sofortmassnahmen, um den Pflegeexodus zu stoppen. Sie sind bereit, den diesjährigen grossen Frauenstreik zu nutzen, um auf ihre Situation und ihre Forderungen aufmerksam zu machen, sei es am Arbeitsplatz oder auf der Strasse.

An der heutigen Branchenkonferenz Pflege und Betreuung diskutierten die Pflegenden den Vorschlag des Bundesrates zur Umsetzung der Pflegeinitiative. Während sie die Richtung der Massnahmen begrüssen, fehlen ihrer Meinung nach wichtige Elemente: verbindliche Mindeststandards für die Arbeitsbedingungen in der ganzen Schweiz, Vorschriften zur minimalen Personaldotation mit Einbezug der Arbeitnehmenden und eine faire Pflegefinanzierung, die gute Arbeitsbedingungen erlaubt.

Dringlichkeit wird ignoriert

Das grösste Problem liegt jedoch im unambitionierten Zeitplan des Bundesrates: Wenn die Berufsausstiege so weitergehen, steigen bis zur Umsetzung der Pflegeinitiative 2027 weitere 15'000 Pflegende aus dem Beruf aus. Die Pflegenden schlagen deshalb Alarm und fordern, wie bereits an der grossen Pflegeaktion letzten November, die Umsetzung der fünf Sofortmassnahmen.

Auf zum Frauenstreik 2023!

Die Pflegenden sind entschlossen, den diesjährigen grossen Frauenstreik zu nutzen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und ihre Forderungen zu stellen – sei es am Arbeitsplatz oder auf der Strasse. Sie fordern:

Respekt

Über 80 Prozent der Pflegenden sind Frauen. Die bürgerlich-männliche Sparpolitik hat die Probleme und Forderungen dieser Frauen jahrelang ignoriert und die Pflege damit in die Krise gestürzt. Die Pflegenden bezahlen diese Krise nicht mit ihrer Gesundheit! Umsetzung der fünf Sofortmassnahmen und eine faire Pflegefinanzierung jetzt!

Mehr Lohn

Pflegende sind einer doppelten Lohndiskriminierung ausgesetzt: als typischer Frauenberuf ist der der Lohn in der Pflege im Vergleich zu Männerbranchen tief. Gleichzeitig verdienen Frauen innerhalb des Gesundheits- und Sozialwesens für die gleiche Tätigkeit im Schnitt satte 1602 Franken weniger als Männer. Lohngleichheit jetzt – innerhalb des Gesundheitswesens und Angleichung der Löhne an typische Männerberufe!

Mehr Zeit

Aufgrund der hohen gesundheitlichen Belastung im Beruf und zusätzlichen familiären Verpflichtungen, ist es den meisten Pflegenden nicht möglich, Vollzeit zu arbeiten. Noch tiefere Löhne und später auch Renten sind die Folge. Arbeitszeitverkürzung jetzt – 80 Prozent arbeiten für 100 Prozent Lohn, ohne die Arbeit zu verdichten und die Arbeitslast für die Pflegenden zu erhöhen!

Gute Pflege sicherstellen: Mobilisierungsfähigkeit stärken

An der Branchenkonferenz haben die Pflegenden klar zum Ausdruck gebracht, dass sie auch über den Frauenstreik hinweg für ihre berechtigten Anliegen kämpfen werden. Denn unter den schwierigen Arbeitsbedingungen und dem Personalnotstand leiden nicht nur sie, sondern auch die Bewohner:innen und Patient:innen. Es braucht eine breite Diskussion, was gute Pflege ist und welche Pflege wir als Gesellschaft den Pflegebedürftigen zukommen lassen wollen.