Bauherren setzen Gesundheit der Bauarbeiter aufs Spiel

Das Thermometer erreicht diese Tage in mehreren Regionen 35 Grad. Arbeit bei extremer Hitze schadet der Gesundheit der Bauarbeiter. Für die Unia ist klar: Ab einer gewissen Temperatur muss die Bautätigkeit unterbrochen oder ganz eingestellt werden. Wenn jedoch Bauherren – darunter auch öffentliche Auftraggeber – darauf beharren, dass der ursprüngliche Endtermin trotzdem eingehalten wird, dann erschwert dies die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen. Damit setzen die Bauherren die Gesundheit der Bauarbeiter aufs Spiel. Die Unia fordert: Muss die Arbeit wegen Hitze unterbrochen werden, braucht es eine Verschiebung des Endtermins.

Von oben scheint die pralle Sonne, von unten kocht der Asphalt. Unter diesen und ähnlichen Bedingungen leisten Bauarbeiter tagtäglich schwere körperliche Arbeit. Sonne und Gluthitze machen aber nicht nur müde, sondern sind eine ernstzunehmende Gefahr für Gesundheit und Arbeitssicherheit:

  • Extreme Hitze kann zur Dehydrierung, Sonnenstich und Hitzeschlag führen.
  • Jährlich erkranken rund tausend Büezer an berufsbedingtem Hautkrebs.
  • Gemäss Suva steigt das Unfallrisiko auf Baustellen an Tagen mit über 30 Grad um satte sieben Prozent.

Angesichts der Klimaerhitzung und der auch in der Schweiz immer intensiver werdenden Hitzeperioden steigt diese Gefahr von Jahr zu Jahr an.

Sicherheit wird dem Termindruck geopfert – auch öffentliche Bauherren mitschuldig

Für die Arbeit bei grosser Hitze bestehen diverse Sicherheitsbestimmungen, unter anderem regelmässige Pausen im Schatten, um Wasser zu trinken und so eine Überhitzung zu vermeiden. Doch die Einhaltung dieser Sicherheitsbestimmungen wird zunehmend dem wachsenden Termindruck geopfert. Denn die Bauherren als Auftraggeber fordern immer kürzere Termine. Diese setzen sie anschliessend anhand von Konventionalstrafen bei Terminverzug knallhart durch – selbst, wenn sie dadurch Gesundheit und Arbeitssicherheit gefährden.

Dabei auffällig: Öffentliche Bauherren sind bei solchen Vorgaben in vielen Fällen an vorderster Front dabei. Nico Lutz, Bau-Verantwortlicher der Gewerkschaft Unia, hat dafür kein Verständnis: «Gerade die öffentlichen Bauherren hätten hier eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Stattdessen erhöhen sie noch den Druck und opfern damit die Arbeitssicherheit und Gesundheit der Bauleute.»

Unia interveniert auf der Baustelle und auf politischer Ebene

Für die Bauarbeiter ist klar: Sie bauen die Schweiz und sind nicht länger bereit, ihre Gesundheit zu opfern, nur um unnötig enge Terminpläne einzuhalten. Wenn es gefährlich wird, muss die Arbeit unterbrochen werden. Wo dies entgegen den Wünschen der Bauarbeiter nicht eingehalten wird, wird die Unia auf der Baustelle intervenieren.

Es braucht aber auch politische Lösungen. Einerseits muss klar sein, dass die Arbeit bei 35 Grad unterbrochen werden muss. Anderseits muss in solchen Fällen auch der Endtermin verschoben werden. Denkbar wäre hier eine gesetzliche Verpflichtung, die relevanten Bestimmungen der Branchennorm SIA 118 einzuhalten. Die Unia diskutiert aktuell mit mehreren Parlamentarier:innen über Vorstösse in diesem Bereich.