20’000 Bauarbeiter sagen: «Unsere Gesundheit braucht mehr Schutz!»

Der Termindruck auf dem Bau ist gross. So gross, dass die Bauarbeiter selbst bei gesundheitsschädigendem Schlechtwetter und extremer Hitze weiterarbeiten müssen. 19’412 Bauarbeiter haben deshalb eine Petition unterzeichnet, die mehr Schutz für die Gesundheit der Bauarbeiter bei Schlechtwetter und Hitze fordert. An einer Medienkonferenz heute in Bern hat die Unia diese Petition vorgestellt. Zusammen mit den Bauarbeitern verlangt sie Massnahmen von den Bauherren, den Behörden und den Arbeitgebern.

Jeden Tag leisten rund 80’000 Bauarbeiter harte Arbeit auf den Baustellen der Schweiz. Sie bauen die Häuser, Schulen, Spitäler und Infrastruktur in diesem Land. Die Bautätigkeit bewegt sich aktuell auf einem historischen Höchststand. Doch während es der Bauwirtschaft sehr gut geht, sieht die Realität der Bauarbeiter weniger rosig aus. «Die Bauherren verlangen, dass immer schneller gebaut wird,» hielt Chris Kelley, Co-Leiter des Sektors Bau der Gewerkschaft Unia, an der heutigen Medienkonferenz fest. «Aufgrund des Termindrucks müssen die Bauarbeiter selbst bei gesundheitsschädigendem Schlechtwetter und extremer Hitze weiterarbeiten,» so Kelley weiter. Wegen der Klimaerhitzung gibt es immer mehr Hitzetage. Dies verschärft das Problem laufend.

Stress und die Arbeit bei Schlechtwetter oder grosser Hitze führen auch zu einem erhöhten Unfallrisiko. «Jahr für Jahr verunfallt etwa jeder sechste Bauarbeiter in der Schweiz,» erläuterte Nico Lutz, Sektorleiter Bau und Mitglied der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Unia. Auf dem Bau sei das Unfallrisiko dreimal höher als über alle Wirtschaftszweige hinweggesehen und mehr als 15-mal höher als bei einer Bürotätigkeit.

Die Forderungen der Bauarbeiter

Die Bauarbeiter sagen: Genug ist genug! 19’412 Bauarbeiter haben eine Petition für mehr Schutz bei Schlechtwetter und Hitze unterschrieben und fordern von Baufirmen, Bauherren und der Politik:

  • Landesmantelvertrag (LMV) ernst nehmen: Die Baufirmen müssen bei Gefahr die Arbeit pausieren oder einstellen.
  • Gesundheit geht vor dem Termin: Die Bauherren müssen eine Terminverschiebung akzeptieren, falls sich dies aus Arbeitssicherheits- oder Gesundheitsschutzgründen als notwendig erweist. «Das ist heute in der SIA-Norm 118 eigentlich so festgehalten, nur schliessen viele Bauherren – gerade auch öffentliche – diese Norm in ihren Werkverträgen aus,» kritisierte Simon Constantin, Mitglied der Sektorleitung Bau der Unia. «Das muss sich ändern.»
  • Faire Regeln bei der Schlechtwetterversicherung: Die Bauarbeiter und Firmen bezahlen die Schlechtwetterversicherung der Arbeitslosenversicherung mit ihren Prämien mit, nur können sie aufgrund der rigiden Anspruchsvoraussetzungen bei Hitze kaum Leistungen beziehen. Dies erhöht die Gefahr, dass selbst bei extremer Hitze weitergearbeitet wird.
  • Klare Definition der Witterungsbedingungen, bei denen Bauarbeiten im Freien eingestellt werden müssen: Verschiedene Kantone kennen bereits solche Vorgaben zur Einstellung der Arbeit bei grosser Hitze. Das braucht es jetzt für die ganze Schweiz.

Die Bauarbeiter verlangen nun als ersten Schritt einen runden Tisch, an dem unter anderem der Schweizerische Baumeisterverband, weitere Verbände der Bauwirtschaft, die Suva sowie die öffentlichen Bauherren teilnehmen sollen. Er muss vor der nächsten Hitzewelle konkrete Massnahmen vereinbaren, um die Gesundheit der Bauarbeiter besser zu schützen.