Mehr Freizeit und weniger Stress: faire Öffnungszeiten im Verkauf

Stress, Druck und Flexibilisierung der Arbeitszeiten – das ist der Alltag der Verkäufer:innen. Trotzdem versuchen die bürgerlichen Parteien, die Ladenöffnungszeiten noch weiter zu verlängern. Obwohl das Verkaufspersonal gemeinsam mit der Unia sich seit Jahren dagegen wehren. Und das mit Erfolg: Auch die Stimmberechtigten sagen Nein zu verlängerten Ladenöffnungszeiten.

Sämtliche Studien belegen, dass verlängerte und ausgedehnte Ladenöffnungszeiten nicht die gewünschte Wirkung haben:

  • Verlängerte und ausgedehnte Öffnungszeiten schaffen keine neuen Arbeitsplätze. Im Gegenteil: Um die Ladenöffnungszeiten abzudecken, dünnen die grossen Geschäfte ihre Personaldecke aus.
  • Längere Öffnungszeiten verringern den Einkaufstourismus im Ausland nicht. Die Zahlen zeigen: Der schweizerische Detailhandel bleibt trotz des Einkaufstourismus stabil. Entscheidend für den Wettbewerb unter den Anbietern in der Schweiz ist der Preis.
  • Kleine Geschäfte können mit den ausgedehnten Öffnungszeiten nicht mithalten. Denn für sie sind die Personalkosten zu hoch. Das führt dazu, dass kleine Geschäfte schliessen müssen. Mit diesem Strukturwandel gehen Arbeitsplätze verloren.
  • Das Budget der Kundschaft wird mit längeren Öffnungszeiten nicht grösser!

Längere Öffnungszeiten schaden der Gesundheit

Längere Öffnungszeiten verhindern die nötige Erholung der Verkäuferinnen und Verkäufer. Die Folgen sind Stress und Burnouts sowie körperliche Beschwerden. Ausserdem leidet das Sozialleben: Am Morgen sehen Eltern ihre Kinder kaum und der Feierabend wird immer später. Wenn das Verkaufspersonal auch noch am Sonntag arbeiten soll, gibt es keinen gemeinsamen freien Tag mehr.

Bevölkerung ist gegen die Liberalisierung

Läden in Bahnhöfen, Tankstellen-Shops und Familienläden sind heute schon sehr lange offen. Es besteht kein Bedürfnis nach längeren Ladenöffnungszeiten. Das zeigt sich in den verschiedenen kantonalen Abstimmungsresultaten: Die Stimmberechtigten lehnten drei Viertel der Abstimmungsvorlagen für längere Ladenöffnungszeiten ab.

Die Stimmberechtigten erteilten längeren Ladenöffnungszeiten mehrmals eine Abfuhr:

  • Am 7. März 2021 verwarf die Stimmbevölkerung des Kantons Bern mit 53,9% die Erweiterung der Sonntagsverkäufe von 2 auf 4 Tage.
  • Am 7. März 2021 stellten sich auch die Zuger:innen mit einer deutlichen Mehrheit von 65,24% gegen die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten von einer Stunde (von 19 auf 20 Uhr unter der Woche und von 17 auf 18 Uhr am Samstag).
  • Am 24.11. bezeugen die Stimmberechtigten einmal mehr: Auch in Echallens und Genf wollen sie keine erweiterten Ladenöffnungszeiten und zusätzlichen Sonntagsverkäufe.
  • Am 25. November 2018 sagten die stimmberechtigten Basler:innen mit 60% Nein zur Verlängerung der Ladenöffnungszeiten in Basel-Stadt.
  • Am 30. Juni 2019 lehnten 54,6% der Stimmberechtigten des Kantons Fribourg eine Verlängerung der Öffnungszeiten (von 16 auf 17 Uhr) an Samstagen klar ab. Damit erteilten sie bereits zum vierten Mal einem solchen Vorschlag der Grossverteiler eine Abfuhr!
  • Schliesslich verwarfen die Stimmberechtigten Nyons am 22. September 2019 mit 52,3% Nein-Stimmen eine Verlängerung der Ladenöffnungszeiten am Samstag.

Flickenteppich: So unterschiedlich sind die Öffnungszeiten in der Schweiz

Die Kantone regeln die Ladenöffnungszeiten sehr unterschiedlich. Einige Kantone schützen die Verkäufer:innen, in dem sie wochentags bis 18.30 Uhr und einen Abendverkauf bis 20 oder 21 Uhr und samstags bis 16 oder 17 Uhr verkaufen lassen. Andere Kantone haben die Öffnungszeiten ausgeweitet und lassen wochentags bis 20 Uhr verkaufen. Wieder andere Kantone machen keine oder nur minimale Vorschriften und überlassen es den Gemeinden, Vorschriften zu erlassen. Einige Kantone erlauben es ihren Gemeinden, sich als Tourismuszone zu deklarieren, so dass die Verkäufer:innen bis spät abends und an Sonntagen arbeiten müssen.

Bürgerliche Salamitaktik will Arbeitsgesetz aufweichen

Trotz den klaren Resultaten zwängeln die Bürgerlichen weiter: Seit langem wollen sie das Arbeitsgesetz in der Schweiz lockern. Im Kanton Zürich wollen sie sogenannte Tourismus-Zonen definieren, in denen an 52 Sonntagen verkauft werden darf. Selbstverständlich wird die Unia gemeinsam mit dem Verkaufspersonal auch dieses Vorhaben entschlossen bekämpfen.

Regulieren statt Deregulieren – ein Branchen-GAV ist nötig

Jede Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten fordert noch mehr Flexibilität der Angestellten. Deshalb ist die Unia grundsätzlich dagegen. Als Schutz gegen überlange Arbeitstage und bessere Arbeitsbedingungen fordert die Unia einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für den Detailhandel. Mittels einem Branchen-GAV lassen sich ungenügende Löhne und Arbeitszeiten verbessern.

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