Micarna-Belegschaft ruft Streik aus

Nach der erneuten Weigerung der Geschäftsleitung, Gespräche zu führen, haben die Beschäftigten von Micarna Ecublens beschlossen zu streiken.

Die Beschäftigten der Micarna in Ecublens (VD) fordern Verhandlungen über die angekündigte Schliessung des Standorts. Micarna und Migros Industrie haben bisher aber alle Gesprächsangebote abgelehnt. Die Belegschaft versammelte sich daher ab Donnerstagmorgen 4.30 Uhr zu einer mehrstündigen Vollversammlung.

«Micarna», eine Tochtergesellschaft der Migros, will die Fabrik am Standort Ecublens (VD) im Frühling 2025 schliessen. Dabei gehen 84 Arbeitsplätze in der Frischfleisch-Verarbeitung verloren. Die Micarna-Beschäftigten haben darum die Gewerkschaft Unia beauftragt, ihre Interessen und Rechte im Zusammenhang mit der Schliessung zu verteidigen. Sie hat die Unternehmensführung bereits viermal um einen Gesprächstermin gebeten. Diese lehnte jedoch bisher jegliche Gespräche ab.

Geschäftsleitung hüllt sich in Schweigen

Jetzt ist den Beschäftigten der Micarna die Geduld ausgegangen. Sie wollen, dass ihre Forderungen jetzt gehört werden. Am Donnerstagmorgen hat sich die ganze Belegschaft ab 4.30 Uhr an einer Betriebsversammlung versammelt, um noch einmal die unverzügliche Aufnahme von Verhandlungen zu fordern. Sie boten der lokalen Geschäftsleitung einen Gesprächstermin um 9 Uhr an, doch dieser verstrich erneut ungenutzt. Darauf beschloss die Micarna-Betriebsversammlung um 9.15 Uhr einstimmig, in den Streik zu treten.

Gesetzliche Bestimmungen mit Füssen getreten

Micarna hat die beabsichtigte Schliessung des Standorts weder ordnungsgemäss bei den Waadtländer Kantonsbehörden angemeldet noch bei den Betroffenen vor Ort ein Konsultationsverfahren durchgeführt hat. Das Unternehmen verstösst somit gegen die gesetzlichen Bestimmungen über Massenentlassungen (OR Art. 335d ff.).

Darüber hinaus verletzt das Unternehmen die – sowohl in der Bundesverfassung als auch im L-GAV der Migros-Gruppe – garantierte Koalitionsfreiheit der Beschäftigten. Sie erkennt das der Unia von den Beschäftigten erteilte Mandat nämlich nicht an. Und auch etliche arbeitsrechtliche Bestimmungen werden in Ecublens mit Füssen getreten: Die Beschäftigten wissen nicht einmal, wann ihre Schicht endet. Es kommt vor, dass sie bis zu 14 Stunden am Stück arbeiten müssen!

Micarna und Migros verweigern den Dialog

Migros, die Muttergesellschaft von Micarna, stellt sich gerne als sozial verantwortliche Arbeitgeberin dar. Der Grossverteiler weigert sich jedoch regelmässig, mit den Gewerkschaften zu diskutieren. So auch in diesem Fall. Die Unia-Mitglieder bei Micarna sind empört über das respektlose und unverantwortliche Verhalten ihres Arbeitgebers. Die Unia ruft Micarna und Migros dazu auf, den Dialog aufzunehmen und unverzüglich in Verhandlungen einzutreten.