Erneuerung des GAV der Uhren- und Mikrotechnikindustrie

Angestellte Uhren- und Miktrotechnikindustrie mit einem Transparent

Forderungen der Arbeitnehmenden

Die Unia und die Arbeitgeberverbände werden sind bei, Verhandlungen über den neuen GAV der Uhrenindustrie zu führen. Wir setzen uns für die Forderungen ein, die aus zwei Erhebungen in den Betrieben und zahlreichen Versammlungen hervorgegangen sind.

Höhere Löhne sind kein Luxus!

Möglichkeit, allgemeine Lohnerhöhungen auszuhandeln
Abgesehen von der Inflation, verhindert der bestehende GAV jegliche kollektive Verhandlungen von Löhnen, sei es auf Ebene der Branche, der Unternehmensgruppe oder des Betriebs.  Wir wollen diese Hürde beseitigen, um gegen die Stagnation der Löhne zu kämpfen.

Keine «Mindestlohnkarrieren» mehr
Zu viele gering qualifizierte Arbeitnehmende kommen in ihrem ganzen Berufsleben nicht über den Mindestlohn hinaus. Wir wollen eine Skala für eine minimale Lohnerhöhung einführen, die eine Stufe pro fünf Dienstjahre vorsieht.

Ausgewogeneres Verhältnis von Arbeits- und Freizeit

Überstunden: endlose Arbeitswochen bekämpfen
Regelmässig lassen die Anforderungen der Produktion die Überstunden explodieren. Mit der Förderung der Kompensation der Überstunden mit Freizeit und der Einführung einer jährlichen Obergrenze wollen wir die Gesundheit der Arbeitnehmenden schützen und die Anstellung von mehr Personal fördern.

Arbeitswoche auf 36 Stunden reduzieren – ohne Lohneinbusse
Der Jahresumsatz der Uhrenbranche beläuft sich momentan auf über 22 Milliarden Franken pro Jahr. Das ist doppelt so viel wie 2001, jedoch mit nur 44 Prozent mehr Personal. Es ist Zeit, dass sich die zunehmende Produktivität in einer Reduktion der Arbeitszeit niederschlägt!

Freiwillige Teilzeitarbeit erleichtern
Unsere Umfrage aus dem Jahr 2019 hat gezeigt: Viele Beschäftigte möchten ihre Arbeitszeit in bestimmten Lebensphasen gerne reduzieren, stossen aber auf Ablehnung. Wir wollen eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Temporärarbeit: Festanstellung statt prekärer Verhältnisse

Auch Temporärarbeitende haben Anspruch auf den GAV
Wir wollen die Lohnbedingungen für Temporärarbeitende an diejenigen für Festangestellte angleichen, um die Unternehmen dazu zu bewegen, feste Stellen zu schaffen und sie prioritär mit den vorhandenen Temporärarbeitenden zu besetzen.

Einführung einer «Prekaritäts»-Prämie für Temporärarbeitende
Pro geleistete Arbeitswoche stellt das Unternehmen einen Betrag zurück, der den Temporärarbeitenden am Ende ihres Einsatzes ausbezahlt wird, ausser wenn ihnen ein unbefristeter Arbeitsvertrag angeboten wird.

Beschränkung der Anzahl Temporärverträge
In einigen Betrieben werden zu einem sehr grossen Anteil und systematisch Temporärarbeitende eingesetzt, obwohl dies nicht dem Geist des GAV entspricht. Wir wollen eine Beschränkung der Temproräranstellungen auf 10 Prozent pro Unternehmen und Werkstatt einführen.

Sozialpartnerschaft: Respekt vor den Menschen, die Sie vertreten

Zugang der Gewerkschaft zu den Unternehmen verbessern
Die Unternehmen können nicht auswählen, ob sie es der Gewerkschaft erlauben wollen, mit den Arbeitnehmenden Kontakt aufzunehmen oder nicht. Sie haben das Recht, von Ihrer Gewerkschaft angehört und vertreten zu werden!

Echter Schutz für Gewerkschaftsdelegierte
Wir fordern, dass vor jeglichen Entscheidungen gegen Gewerkschaftsdelegierte ein obligatorischer Mechanismus zur Abstimmung mit der Gewerkschaft zum Tragen kommt.

Bessere Bedingungen für die Ausübung der Funktion als Gewerkschaftsdelegierte
Die Gewerkschaftsdelegierten müssen über die notwendigen Mittel für die Ausübung ihrer Funktion verfügen und die Arbeitnehmenden auf Wunsch beim Gang vor die Geschäftsleitung begleiten können.

Ein allgemeinverbindlich erklärter GAV Uhrenindustrie
Wussten Sie, dass über 9000 Beschäftigte in der Uhrenindustrie nicht von den günstigen Arbeitsbedingungen des GAV profitieren, weil ihr Betrieb den GAV nicht unterzeichnet hat? Das darf nicht sein! Arbeitgeber und Gewerkschaften können verlangen, dass der GAV für alle gilt. Das fordern wir!

Rigorose Massnahmen für mehr Gleichstellung und Unterstützung von Familien

Längerer Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub
Wir fordern für einen modernen GAV einen Mutterschaftsurlaub von 20 Wochen und einen Vaterschaftsurlaub von 4 Wochen.

Modulare Bildung oder Validierung von Bildungsleistungen (EBA/EFZ) fördern
Um die Berufschancen nicht qualifizierter Personen – meist Frauen – zu verbessern, verlangen wir, dass die Zeit, die für das Absolvieren einer von der Branche organisierten qualifizierenden Weiterbildung benötigt wird, gewährt und bezahlt wird.

Lohngleichheit Frauen/Männer häufiger und besser überprüfen
Die schlechten Zahlen der Branche in Bezug auf die Lohngleichheit erfordern eine Verschärfung der Kontrollmassnahmen. Ausserdem sollen diese alle zwei Jahre erneuert und auf alle Unternehmen ausgedehnt werden.

Urlaub für die Betreuung von Angehörigen verbessern
Diese soziale GAV-Bestimmung wurde von einem Bundesgesetz ausgehebelt und darf nicht mehr angewandt werden – zum Nachteil vieler Menschen, hauptsächlich Frauen. Wir fordern eine Lösung!

Mehr tun für Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit

Belästigung: Es braucht eine professionelle externe Case-Management-Lösung
Das momentane Case-Management-System für Belästigungssituationen in den Unternehmen ist unzureichend. Die Opfer haben kein Vertrauen in das System und zögern oder verzichten gar darauf, Beschwerde einzureichen. Wir wollen ein wirksames externes System, das der Kontrolle der Sozialpartner untersteht.

Ältere Arbeitnehmende schützen

Erhöhung der Überbrückungsrente
Die Überbrückungsrente ist ein interessantes Instrument für eine frühzeitige Pensionierung. Damit Personen mit geringen Mitteln dieses Instrument weiterhin nutzen können, muss die Überbrückungsrente, die seit 15 Jahren 24 000 Franken beträgt, auf 36 000 Franken angehoben werden.

Kündigungsschutz für über 55-Jährige einführen
Die Anforderungen in Bezug auf die Produktivität und die Digitalisierung steigen ständig, was für ältere Arbeitnehmende bei einem Stellenverlust ein grosses Problem darstellt. Wir fordern für über 55-jährige Arbeitnehmende einen besseren Schutz bei einem Stellenverlust.

Wir wollen einen GAV mit besseren Arbeitsbedingungen. Es ist Zeit!